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Recycling chirurgischer Einweggeräte

Nachhaltige OPs am Universitätsklinikum Bonn

Bonn, 6. Dezember 2022 – Die Klinik für Allgemein-, Viszeral, Thorax- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Bonn (UKB) hat als erste deutsche Klinik selbstständig das Recycling chirurgischer Einweggeräte eingeführt. Das Projekt, das in Kooperation mit dem Start-up Resourcify umgesetzt wird, trägt erheblich zur Reduktion des Abfallaufkommens bei.

In chirurgischen Operationen wird geschnitten, versiegelt und geklammert. Hochmoderne OP-Instrumente wie Ultraschallscheren oder Klammernaht-Geräte werden dafür verwendet. Ein riesiges Problem ist, dass es sich dabei oft um Einweggeräte handelt. Etwa 8.000 Tonnen des Abfalls aus deutschen Krankenhäusern pro Jahr ist auf Einweggeräte zurückzuführen. Dabei könnten laut der Weltgesundheitsorganisation ca. 85 Prozent der Krankenhausabfälle prinzipiell recycelt werden.

Hohes Müllaufkommen in Krankenhäusern

„Viele der im OP eingesetzten Instrumente sind Einweggeräte und werden nach dem Einsatz weggeworfen, obwohl sie sehr wertvolle Rohstoffe enthalten. Zusammen mit dem Start-up Resourcify haben wir nun aber einen Weg zum Recycling dieser häufig benutzen Instrumente gefunden“, so Prof. Jörg Kalff, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral, Thorax- und Gefäßchirurgie am UKB. Diese Neuerung des UKB bedeutet eine enorme Reduktion des Abfallaufkommens, denn Krankenhäuser gelten aufgrund der Nutzung vieler Einwegprodukte als fünftgrößte Müllproduzenten in Deutschland.

Neuer Recycling-Prozess

Doch wie kann das Recycling unter Wahrung der Hygienevorschriften ermöglicht werden? Viele der Einweginstrumente aus dem OP enthalten hohe Metallanteile und diese können hervorragend wiederaufbereitet werden. Alle nichtinfektiösen Einweggeräte werden mittlerweile in der Mikrobiologie des UKB sterilisiert. Im Anschluss holt eine Entsorgungsfirma die Geräte ab und statt der bisherigen Verbrennung erfolgt dann ein mechanisches Recycling. Etwa 80 Prozent des Materials kann somit stofflich wiederverwertet werden. „Wenn wir das wiederverwertbare Material auf zehn Kliniken am UKB hochrechnen, kommen wir auf fast 40.000 kg CO2 pro Jahr, die dadurch eingespart werden können“, so Dr. Jonas Dohmen, Facharzt der Klinik für Chirurgie am UKB.

Nachhaltigkeit am UKB

Die Zusammenarbeit mit Resourcify zur Aufbereitung der Einweggeräte aus dem OP am UKB läuft bereits sehr erfolgreich seit September 2022. Nach einer Schulung der OP-Mitarbeitenden und mit Unterstützung von Michael Schmitz, Leiter des Stabsstelle Nachhaltigkeit des UKB, konnten die für das Recycling notwendigen, geringen Änderungen im Ablauf problemlos umgesetzt werden. Derzeit ist der Recycling-Prozess noch deutlich teurer als die herkömmliche Verwertungsmethode. Das Projekt lässt sich nur realisieren, weil es durch das UKB finanziell gefördert wird und zudem eine kliniksinterne Möglichkeit zur Dekontamination besteht. Gemeinsam mit Resourcify arbeitet das UKB nun daran, aktuell noch bestehende Hürden zu überwinden, um langfristig ein effizienteres Recycling der Produkte auch für andere Kliniken zu ermöglichen.

Die Anästhesiologie am UKB hat in der Vergangenheit bereits Emissionen, die durch volatile Anästhetika im OP entstehen und als hochpotente Treibhausgase wirken, stark reduziert. Viele weitere Maßnahmen werden am UKB im Sinne der Nachhaltigkeit der Medizin bereits umgesetzt.

 

Bildmaterial:

Bildunterschrift: (v. l.) Marc Dominic Villa, Gesundheits- und Krankenpfleger im Operationsdienst, und Dr. Jonas Dohmen, Facharzt der Klinik für Chirurgie am UKB, mit einem Klammernahteinweggerät im OP.

Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB)/K. Wislsperger

Bildunterschrift: (v. l.) Michael Schmitz, Leiter des Stabsstelle Nachhaltigkeit des UKB, und Dr. Jonas Dohmen, Facharzt der Klinik für Chirurgie am UKB, mit den zu recycelnden Einweggeräten, die in einer grünen Tonne in die Mikrobiologie des UKB gebracht werden.

Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB)/K. Wislsperger

Pressekontakt:

Viola Röser
Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Tel. +49 228 287-10469
E-Mail: viola.roeser@ukbonn.de

Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr etwa 500.000 Patient*innen betreut, es sind 8.800 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,5 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr weitere 580 Frauen und Männer in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den dritthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte in den Corona- Jahren 2020 und 2021 als einziges der 35 deutschen Universitätsklinika einen Leistungszuwachs.

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