DFG fördert Bonner Reinhart-Koselleck-Projekt mit 1,25 Millionen Euro
Forschungsteam untersucht Zusammenspiel von Körper und Mikrobiom während Krankheitsphasen
Bonn, 12. November 2025 – Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert ein Reinhart-Koselleck-Projekt am Universitätsklinikum Bonn (UKB) und im Exzellenzcluster ImmunoSensation² der Universität Bonn mit 1,25 Millionen Euro. Das Forschungsteam um Prof. Christoph Wilhelm, Lehrstuhlinhaber für Immunpathologie am Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie, will erforschen, wie der Körper in Zeiten von Krankheit und Nahrungsmangel das empfindliche Gleichgewicht mit seiner Darmflora aufrechterhält.
Wenn wir krank sind, vergeht uns oft der Appetit – und das hat einen evolutionären Grund. Der Appetitverlust während einer Erkrankung ist eine uralte Überlebensstrategie, die dem Körper hilft, Energie auf die Abwehr von Infektionen zu konzentrieren. Doch während der Mensch fastet, müssen Milliarden von Mikroorganismen im Darm mit den neuen Bedingungen klarkommen. Werden Nährstoffe knapp, geraten sie unter Stress – und eigentlich harmlose Bakterien können in den Körper eindringen und Entzündungen auslösen.
„Unsere bisherigen Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass der Körper auf diesen Notfall vorbereitet ist“, erklärt Prof. Wilhelm, der auch Mitglied im Transdisziplinären Forschungsbereich „Life & Health“ der Universität Bonn ist. „Wir vermuten, dass der Organismus spezielle Mechanismen entwickelt hat, um seine Darmbakterien auch in Zeiten knapper Nahrungszufuhr zu ‚füttern‘. Diese Interaktion zwischen Wirt und Mikrobiom ist ein faszinierendes Beispiel für das fein abgestimmte Zusammenspiel biologischer Systeme. Im Projekt wollen wir verstehen, welche molekularen Prozesse diese Balance steuern – und wie ihre Störung zur Entstehung von Krankheiten beiträgt.“
Das auf fünf Jahre angelegte Reinhart-Koselleck-Projekt kombiniert immunologische, mikrobiologische und metabolische Ansätze. Mithilfe modernster Bildgebung und molekularbiologischer Analysen soll untersucht werden, wie der Körper und seine mikrobiellen Partner in Phasen von Fasten oder Krankheit miteinander kommunizieren. Die Forschenden erwarten neue Erkenntnisse darüber, wie die Immunabwehr das Mikrobiom unterstützt – und welche Faktoren darüber entscheiden, ob der Körper gesund bleibt oder Entzündungen entstehen.
„Dieses Projekt verbindet Grundlagenforschung und medizinische Relevanz auf besondere Weise“, sagt Prof. Wilhelm. „Wir wollen verstehen, wie Körper und Mikrobiom evolutionär gelernt haben, sich gegenseitig zu unterstützen – selbst unter extremen Bedingungen.“
Reinhart-Koselleck-Projekte sind ein besonderes Förderformat der DFG. Sie richten sich an herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die durch ihre bisherigen Leistungen wissenschaftliche Exzellenz und Originalität bewiesen haben. Die Förderung ermöglicht es, besonders risikoreiche, innovative und zukunftsweisende Forschungsansätze zu verfolgen, für die es noch keine gesicherten Vorarbeiten gibt. Benannt nach dem Historiker Reinhart Koselleck (1923–2006), zählt dieses Programm zu den prestigeträchtigsten Einzelförderungen der DFG.
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Bildunterschrift: Die DFG fördert ein Reinhart-Koselleck-Projekt am Universitätsklinikum Bonn und im Exzellenzcluster ImmunoSensation² der Universität Bonn mit 1,25 Millionen Euro – Prof. Christoph Wilhelm und sein Team erforschen, wie der Körper in Krankheits- und Hungerphasen das Gleichgewicht mit der Darmflora wahrt.
Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB) / R. Müller
Pressekontakt:
Jana Schäfer
Stellvertretende Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
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E-Mail: jana.schaefer2@ukbonn.de
Zum Universitätsklinikum Bonn: Als eines der leistungsstärksten Universitätsklinika Deutschlands verbindet das UKB Höchstleistungen in Medizin und Forschung mit exzellenter Lehre. Jährlich werden am UKB über eine halbe Million Patienten ambulant und stationär versorgt. Hier studieren rund 3.500 Menschen Medizin und Zahnmedizin, zudem werden jährlich über 600 Personen in Gesundheitsberufen ausgebildet. Mit rund 9.900 Beschäftigten ist das UKB der drittgrößte Arbeitgeber in der Region Bonn/Rhein-Sieg. In der Focus-Klinikliste belegt das UKB Platz 1 unter den Universitätsklinika in NRW und weist unter den Universitätsklinika bundesweit den zweithöchsten Case-Mix-Index (Fallschweregrad) auf. 2024 konnte das UKB knapp 100 Mio. € an Drittmitteln für Forschung, Entwicklung und Lehre einwerben. Das F.A.Z.-Institut zeichnete das UKB im vierten Jahr in Folge als „Deutschlands Ausbildungs-Champion“ und „Deutschlands begehrtesten Arbeitgeber“ aus. Aktuelle Zahlen finden Sie im Geschäftsbericht unter: geschaeftsbericht.ukbonn.de







