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Bernsteinsäure: Was hinter dem neuen Trend-Supplement steckt

Bonn, 8. Dezember 2025 – Bernsteinsäure, international als Succinic Acid bekannt, erlebt aktuell einen Aufschwung als vermeintlicher „Energiebooster“ in Nahrungsergänzungsmitteln. Versprochen werden mehr Leistungsfähigkeit, bessere Konzentration und ein aktiverer Stoffwechsel. Dr. Martin Coenen, Oberarzt am Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie am Universitätsklinikums Bonn (UKB), ordnet die wissenschaftlichen Hintergründe ein – und erklärt, warum viele dieser Effekte bislang nicht belegt sind.

Ein körpereigener Stoff mit langer Geschichte

Bernsteinsäure ist ein natürlicher Bestandteil des menschlichen Energiestoffwechsels. Der Name geht auf ihre historische Gewinnung durch Destillation von Bernstein zurück. Heute weiß man: Succinat entsteht in jeder Zelle als Zwischenprodukt des Citratzyklus und spielt eine zentrale Rolle bei der Energieproduktion. Darüber hinaus wirkt es als Signalmolekül, beeinflusst Immunreaktionen und wird auch von Darmbakterien gebildet. Der Körper kann daher selbst große Mengen des Stoffes produzieren – unabhängig von der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln.

Trotzdem wird Bernsteinsäure zunehmend als Supplement vermarktet. „Grundlage dafür sind vor allem Labor- und Tierstudien, in denen Succinat den Fettstoffwechsel beeinflussen, entzündliche Prozesse modulieren oder die Entwicklung braunen Fettgewebes steigern konnte. Doch belastbare klinische Daten aus Humanstudien fehlen bislang“, erläutert der Klinische Pharmakologe. Aussagen über gesteigerte Energie, bessere Konzentration oder einen beschleunigten Stoffwechsel beim Menschen sind daher wissenschaftlich nicht belegt.

Nutzen bisher nicht nachgewiesen – mögliche Risiken nicht auszuschließen

Nach Einschätzung von Dr. Coenen gebe es derzeit keinen Grund für gesunde Menschen, Bernsteinsäure zusätzlich einzunehmen. Der Körper decke seinen Bedarf zuverlässig selbst, und auch über die Ernährung gelangen ausreichende Mengen in den Organismus. Zudem sei die Aufnahme von Bernsteinsäure aus Nahrungsergänzungsmitteln gering und die Effekte einer Supplementierung nicht ausreichend untersucht.

Während geringe Mengen grundsätzlich als unbedenklich gelten können, zeigte sich in Laborstudien, dass Succinat bestimmte Leberenzyme hemmen kann, die für den Abbau vieler Medikamente wichtig sind. Dadurch könnten Wechselwirkungen entstehen – insbesondere bei blutdrucksenkenden Mitteln, Antidepressiva oder Blutgerinnungshemmern. Belastbare klinische Studien hierzu liegen jedoch noch nicht vor.

Fazit: Viel Biochemie, wenig belegter Nutzen

Bernsteinsäure ist ein essenzieller Bestandteil des körpereigenen Energiestoffwechsels – doch als Nahrungsergänzungsmittel bleibt ihr Nutzen bislang unbewiesen. Der UKB-Experte Dr. Coenen empfiehlt daher, gesundheitsbezogene Werbeaussagen kritisch zu betrachten, auf wissenschaftlich fundierte Daten zu achten und sich einfach ausgewogen und gesund zu ernähren, sodass die Zuführung einzelner Nährstoffe über Nahrungsergänzungsmittel nicht erforderlich ist. 

Pressekontakt:
Daria Siverina
Stellv. Pressesprecherin
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Telefon: (+49) 228 287-14416
E-Mail: daria.siverina@ukbonn.de

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