Endoskopische Entfernung einer Knopfzelle aus der Speiseröhre eines Kindes im Eltern-Kind-Zentrum (ELKI) des UKB / (rechts) Die entfernte Knopfzelle.
VERFASST VONUKB NewsRoom

Kindernotfallmediziner warnen vor Knopfzellen, Magneten und neuen Risiken

Spezialisierte 24/7-Versorgung am UKB behandelt zunehmend schwere Fremdkörpernotfälle in der Adventszeit

Bonn, 16. Dezember 2025 – In der Vorweihnachtszeit registriert die Kindernotfallmedizin des Universitätsklinikums Bonn (UKB) regelmäßig eine Zunahme schwerer Fremdkörperunfälle. Besonders kritisch sind das Verschlucken von Knopfzellen und Magnetspielzeug, die innerhalb kürzester Zeit lebensbedrohliche Verletzungen verursachen können. Hinzu kommen neue Trendprodukte wie sensorische Wasserperlen sowie ein wachsendes Angebot ungeprüften Online-Spielzeugs. Die Notfallmediziner rufen Eltern deshalb zu besonderer Vorsicht beim Kauf und Umgang mit Spielzeug auf – denn viele Unfälle lassen sich durch einfache Maßnahmen verhindern.

Wie schnell eine alltägliche Situation lebensbedrohlich werden kann, zeigt ein aktueller Fall: Nach dem Bruch einer LCD-Malschreibtafel im Familienhaushalt blieb eine herausgelöste Knopfzelle unbemerkt liegen. Das zweijährige Kind verschluckte die Batterie und entwickelte innerhalb weniger Minuten starke Schmerzen, Speichelfluss und schaumiges Sekret im Mund. In einer erstbehandelnden Klinik scheiterten mehrere Endoskopieversuche, da die tief eingebrannte Knopfzelle bereits erhebliche Verätzungen der Speiseröhre verursacht hatte. Erst am UKB gelang im Rahmen eines mehrstündigen interdisziplinären Eingriffs die Entfernung des Fremdkörpers. Spezialistinnen und Spezialisten der Kinderintensivmedizin, Kinderchirurgie, HNO und Anästhesie arbeiteten eng zusammen, um die Batterie aus der schwer geschädigten Schleimhaut zu lösen. Das Kind musste anschließend mehrere Wochen stationär behandelt und engmaschig überwacht werden.

„Knopfzellen sind aufgrund ihrer chemischen Reaktion im Körper besonders tückisch. Innerhalb von Minuten können sie schwere Verätzungen verursachen“, erklärt Dr. Til Dresbach, leitender Oberarzt der Klinik für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin am UKB. „Wir sehen derzeit eine Zunahme solcher Notfälle und möchten Eltern deshalb eindringlich dafür sensibilisieren, batteriebetriebene Geräte konsequent kindersicher zu verschließen.“

Gefährliche Magnete und neue Risikoprodukte

Auch Magnetingestionen führen am UKB zunehmend zu komplexen Eingriffen. Werden zwei oder mehr Magnete verschluckt, ziehen sie sich im Darm gegenseitig an und klemmen Gewebe ein. Dies kann zu Nekrosen und gefährlichen Durchbrüchen der Darmwand führen. Stark haftende Magnetspielzeuge und sogenannte Supermagnete sollten daher nicht in die Hände kleiner Kinder gelangen.

Neben diesen bekannten Gefahren rücken zunehmend Produkte in den Vordergrund, die Eltern oft nicht als Risiko wahrnehmen. Dazu gehören Wasserperlen, die gerade von kleinen Kindern schnell in größeren Mengen verschluckt oder in Körperöffnungen eingeführt werden können. Die zunächst winzigen Gelkügelchen quellen im Körper stark auf und können dadurch zu schweren Verletzungen wie Darmverschlüssen oder lokalen Gewebeschäden führen. Vielen Eltern ist diese Gefahr nicht bewusst, da die Produkte bunt, harmlos wirkend und häufig ohne klare Warnhinweise verkauft werden.

Auch der zunehmende Kauf von Spielzeug über internationale Online-Marktplätze bereitet Sorge. Fehlt die CE-Kennzeichnung, entsprechen die Produkte häufig nicht den europäischen Sicherheitsstandards, was das Risiko durch brüchige Bauteile oder ungesicherte Batteriefächer erhöht.

Unabhängig von neuen Produkttrends kommt es in der Adventszeit weiterhin zu zahlreichen Verbrennungen, Verbrühungen und Verletzungen durch Kleinteile wie Nüsse oder Dekorationsartikel. Heiße Getränke, Fondue, Raclette oder Kerzen im Umfeld kleiner Kinder bergen jedes Jahr erhebliche Gefahren. Durch aufmerksame Routinen und einfache Schutzmaßnahmen lassen sich viele dieser Unfälle vermeiden.

Spezialisierte 24/7-Versorgung am UKB

Am UKB steht rund um die Uhr eine spezialisierte Struktur zur Verfügung, um Fremdkörper aller Art aus Atemwegen und Speiseröhre zu entfernen. Dafür stehen ultradünne flexible Endoskope ab zwei Millimeter Durchmesser, ein breites Spektrum an Spezialinstrumenten sowie moderne Verfahren wie die Vereisungs- bzw. Kryotechnik bereit. Ein interdisziplinäres Notfallteam aus Kinderintensivmedizin, HNO und Anästhesie ist jederzeit einsatzbereit.

„Gerade bei Fremdkörpern entscheidet die Zeit über das Ausmaß der Verletzungen“, betont Dr. Dresbach. „Unsere 24/7-Strukturen stellen sicher, dass Kinder ohne Verzögerung behandelt werden können.“

Darüber hinaus engagiert sich das UKB ganzjährig für die Stärkung der Gesundheitskompetenz von Familien. Regelmäßige Kindernotfallkurse, umfangreiche Online-Informationsmaterialien und Deutschlands größtes ärztliches Kindernotfall-Infoportal ermöglichen Eltern einen niedrigschwelligen Zugang zu verlässlichem Wissen. Im vergangenen Jahr konnten über 700 Eltern in Kursen geschult werden.

Eltern finden leicht verständliche Erste-Hilfe-Informationen unter: www.kindernotfall-bonn.de/elterninfo/

Bildmaterial:

Endoskopische Entfernung einer Knopfzelle aus der Speiseröhre eines Kindes im Eltern-Kind-Zentrum (ELKI) des UKB / (rechts) Die entfernte Knopfzelle.

Bildunterschrift: (links) Endoskopische Entfernung einer Knopfzelle aus der Speiseröhre eines Kindes im Eltern-Kind-Zentrum (ELKI) des UKB / (rechts) Die entfernte Knopfzelle.

Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB)

Pressekontakt:
Jana Schäfer
Stellvertretende Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Telefon: (+49) 228 287-19891
E-Mail: jana.schaefer2@ukbonn.de

Zum Universitätsklinikum Bonn: Als eines der leistungsstärksten Universitätsklinika Deutschlands verbindet das UKB Höchstleistungen in Medizin und Forschung mit exzellenter Lehre. Jährlich werden am UKB über eine halbe Million Patienten ambulant und stationär versorgt. Hier studieren rund 3.500 Menschen Medizin und Zahnmedizin, zudem werden jährlich über 600 Personen in Gesundheitsberufen ausgebildet. Mit rund 9.900 Beschäftigten ist das UKB der drittgrößte Arbeitgeber in der Region Bonn/Rhein-Sieg. In der Focus-Klinikliste belegt das UKB Platz 1 unter den Universitätsklinika in NRW und weist unter den Universitätsklinika bundesweit den zweithöchsten Case-Mix-Index (Fallschweregrad) auf. 2024 konnte das UKB knapp 100 Mio. € an Drittmitteln für Forschung, Entwicklung und Lehre einwerben. Das F.A.Z.-Institut zeichnete das UKB im vierten Jahr in Folge als „Deutschlands Ausbildungs-Champion“ und „Deutschlands begehrtesten Arbeitgeber“ aus. Aktuelle Zahlen finden Sie im Geschäftsbericht unter: geschaeftsbericht.ukbonn.de.

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