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Coronavirus im Abwasser – Stadt Bonn und UKB nehmen an EU-gefördertem Pilotprojekt teil

1. März 2022 – Tiefbauamt und Gesundheitsamt der Bundesstadt Bonn nehmen gemeinsam mit dem Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit (IHPH, Institut für Hygiene und Public Health) des Universitätsklinikums Bonn (UKB) an einem EU-geförderten Pilotprojekt (ESI-CorA) teil. Dabei wird untersucht werden, ob das Abwasser in Zukunft systematisch auf SARS-CoV-2 (Coronavirus) untersucht werden kann.

„Die Studie ist für das Gesundheitsamt spannend! Ich erhoffe mir einen Benefit im Bereich der Vorhersage von Infektionserkrankungen. Ein Ergebnis der Studie könnte die Installation eines Abwasserüberwachungs- bzw. Frühwarnsystem ausgedehnt auf andere Infektionserkrankungen sein. Das Gesundheitsamt wäre dann ggf. früher in der Lage, Maßnahmen einzuleiten, um Infektionserkrankungen in der Bevölkerung zu vermeiden“, sagt Dr. Liane Kundt-Marciano vom städtischen Gesundheitsamt.

Mit dem gemeinsamen Pilotprojekt soll die praktische Umsetzung des Abwassermonitorings erprobt werden, um frühzeitig zunehmende und abnehmende Trends der Coronavirus-Pandemie in der Bevölkerung sowie die Verbreitung neuer Varianten von SARS-CoV-2 zu erkennen. Denn über Stuhl und andere Ausscheidungen von infizierten Personen gelangt das Coronavirus in die Kanalisation.

Bonn ist einer von 20 Pilotstandorten in ausgewählten Kommunen in Deutschland. Während der Pilotphase ab März 2022 werden zweimal pro Woche Abwasserproben genommen und untersucht. Dabei sind in Bonn die unterschiedlichen Einzugsgebiete des Klärwerkes Salierweg – ein Zulauf enthält Abwässer mehrerer Krankenhäuser im Stadtgebiet, der andere Zufluss die restlichen Abwässer ohne klinischen Einfluss – von besonderem Vorteil. So können über das Abwasser Beziehungen zwischen mit SARS-CoV-2 infizierten Patient*innen der Kliniken und dem generellen Infektionsgeschehen in der Bevölkerung hergestellt werden, so die Hoffnung der Wissenschaftler*innen. Zusätzlich können durch Analysen am Hygieneinstitut demographische, soziale und ökonomische Aspekte der unterschiedlichen Stadtviertel mit einbezogen werden.

„Die Situation der Abwasserentsorgung in Bonn mit getrennten Zuläufen von Abwässern aus Krankenhäusern und Abwässern aus Wohngebieten, ergibt die einzigartige Chance Corona-Inzidenzen und Hospitalisierungsraten in Korrelation zu den Abwasseruntersuchungen zu setzen“, berichtet Prof. Nico T. Mutters, Direktor des Hygieneinstituts am UKB. „In Kombination mit mikrogeografischen Analysen des GeoHealth Centers, welches am Hygieneinstitut angesiedelt ist, erhoffen wir uns tiefere Einblicke in die Zuverlässigkeit und Genauigkeit des Abwassermonitorings für SARS-CoV-2.“

Die Coronavirus-Meldedaten des Gesundheitsamtes in Verbindung mit sozio-ökonomischen Daten können für die Einzugsgebiete der Kläranlage Salierweg anonymisiert und ausgewertet werden. Diese Informationen können den Ergebnissen der Abwasseruntersuchungen gegenübergestellt werden, um eine Relation der Virenlast im Abwasser mit dem Infektionsgeschehen zu verdeutlichen.

„Es ist gleichermaßen erfreulich wie faszinierend, dass das Abwasser, das ja gemeinhin eher mit negativen Assoziationen verbunden ist, einen wertvollen Beitrag für die Bewertung und Einordnung des Infektionsgeschehens leisten kann“, sagt Peter Esch, Leiter des städtischen Tiefbauamtes.

Hintergrund

Die EU-Kommission hat den Mitgliedsstaaten am 17. März 2021 empfohlen, ein Monitoring von SARS-CoV-2 im Abwasser zu etablieren, um die Verbreitung von Coronaviren frühzeitiger zu erkennen. Zur Umsetzung der Empfehlung werden zunächst in einem Modellvorhaben ab dem Jahr 2022 durch die Bundesregierung mit Hilfe von EU-Mitteln kommunale Pilotstandorte gefördert.

Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU), das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) treiben seit Ende März 2021 die Umsetzung der Empfehlung der EU-Kommission federführend voran. Die zuständigen Landesministerien haben Bonn als besonders geeignet für einen Modellstandort in Nordrhein-Westfalen eingestuft. Die Stadt Bonn hatte sich bereits zwischen Oktober und Dezember 2020 an einem bundesweiten Vorhaben über den Nachweis von Corona-Viren im Abwasser beteiligt. Für das Projekt des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) und der TU Dresden war das Abwasser aus der rechtsrheinischen Kläranlage Beuel und der linksrheinischen Kläranlage Salierweg untersucht worden. Hierzu hatten die Kläranlagen 24-Stunden-Mischproben und Primärschlamm von fünf Tagen je Woche dem UFZ zur Verfügung gestellt. In fast allen Proben war das Virenerbgut nachgewiesen worden.

Bildmaterial:

Bildunterschrift: Im Universitätsklinikum Bonn werden die Abwasserproben untersucht.
Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB)/ Johann Saba
Bildunterschrift: Im Klärwerk am Salierweg in Bonn wurde eine erste Probe für das Projekt entnommen.
Bildnachweis: Sascha Engst/Bundesstadt Bonn
Bildunterschrift: Engagieren sich für das Projekt und waren bei der ersten Probenentnahme im Klärwerk am Bonner Salierweg dabei: (v.l.n.r.) Achim Höcherl, Leiter der Kläranlage, Dr. Liane Kundt-Marciano, zuständig für Infektionsschutz und Umwelthygiene im Gesundheitsamt, Peter Esch, Leiter des Tiefbauamtes, Dr. Nicole Zacharias, Fachgebietsleitung Umweltmikrobiologie und Prof. Nico Mutters, Direktor des Instituts für Hygiene und öffentliche Gesundheit am Universitätsklinikum Bonn.
Bildnachweis: Sascha Engst/Bundesstadt Bonn

Pressekontakt:


Elke Pfeifer
Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Tel.: 0228 287-13457; E-Mail: elke.pfeifer@ukbonn.de

Marc Hoffmann
Bundesstadt Bonn
Leiter der Abteilung Medienredaktion, Stellvertretender Pressesprecher
Amt für Presse, Protokoll und Öffentlichkeitsarbeit Stadthaus
Telefon: +49 (0)228 77 3460, E-Mail: marc.hoffmann@bonn.de

Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr über 400.000 Patient*innen betreut, es sind 8.300 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,3 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr rund 600 junge Menschen in anderen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den vierthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte 2020 als einziges der 35 deutschen Universitätsklinika einen Leistungszuwachs und die einzige positive Jahresbilanz aller Universitätsklinika in NRW.

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