Haus des Kinderschutzes am Universitätsklinikum Bonn eröffnet
Interdisziplinäre Anlaufstelle für betroffene Kinder und Jugendliche nimmt Betrieb auf
Bonn, 28. Mai 2025 – Mit einer feierlichen Veranstaltung und anschließender Fachkonferenz ist heute das Haus des Kinderschutzes am Universitätsklinikum Bonn (UKB) offiziell eröffnet worden. Die neue Einrichtung bietet Kindern und Jugendlichen, die Opfer von Gewalt, Missbrauch oder Vernachlässigung wurden, eine geschützte Anlaufstelle – mit medizinischer, psychologischer, juristischer und sozialer Unterstützung unter einem Dach.
Das neue Zentrum auf dem Bonner Venusberg ist nun vollständig fertiggestellt. Aus einem ehemaligen Einfamilienhaus auf einem großzügigen Grundstück am Waldrand wurde in den vergangenen Monaten ein geschützter Ort für betroffene Kinder und Jugendliche. Das Haus des Kinderschutzes wird vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert, die Immobilie stellt die Dr. Axe-Stiftung in Kliniknähe mietfrei zur Verfügung. Die Trägerschaft liegt beim UKB, das sich seit Jahren mit der 2007 gegründeten KinderSchutzGruppe aktiv im Kinderschutz engagiert.
Kinderschutz ganzheitlich gedacht: Medizin, Justiz, Jugendhilfe und Psychologie vereint
Nach skandinavischem Vorbild vereint das neue Zentrum medizinische Versorgung, psychologische Unterstützung, forensische Untersuchungen und Beratung durch Jugendhilfe und Polizei – abgestimmt auf die besonderen Bedürfnisse von Kindern.
Das kindergerecht gestaltete Haus ist mit einem medizinischen Untersuchungsraum zur Spurensicherung sowie einem Anhörungsraum mit moderner Videotechnik ausgestattet. Eine architektonische Besonderheit ist der separate Eingang für Beschuldigte, um jede Begegnung mit den betroffenen Kindern zu verhindern. Vor Ort arbeiten künftig Kinderschutzfachkräfte wie Medizinerinnen, Psychologinnen und Sozialarbeiterinnen gemeinsam – für betroffene Kinder und Jugendliche aus Bonn, dem Rhein-Sieg-Kreis und dem Kreis Euskirchen.
Prof. Alexandra Philipsen, kommissarische Ärztliche Direktorin des UKB, betonte: „Als Psychiaterin sind mir die psychischen Folgen von Kindesmissbrauch leider sehr vertraut. Nur wenn alle relevanten Akteure eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten, kann Kinderschutz gelingen. Genau dafür bietet dieses Haus jetzt die räumlichen und strukturellen Voraussetzungen.“
Auch für das Land NRW hat das Projekt große Bedeutung, wie Innenminister Herbert Reul in seiner Ansprache hervorhob: „Dieses Haus ist ein unübersehbares Zeichen, dass wir Kinderschutz ernst nehmen. Für mich ist die Eröffnung eine große Errungenschaft und eine Erinnerung an den Auftrag, den wir haben: Niemals nachzulassen, Gewalt an Kindern und Jugendlichen zu bekämpfen, Kinder zu schützen und Täter zu bestrafen.“
Mit dem Gebäude in Kliniknähe hat die Dr. Axe-Stiftung eine zentrale Grundlage für das Projekt geschaffen. Deren Vorsitzender, Dr. Wolfgang Onderka, erklärte: „Wir freuen uns, mit dieser Immobilie einen Beitrag zur Verbesserung des Opferschutzes in Bonn leisten zu können – im Sinne des Stiftungsgründers Dr. Axe.“
Dr. Bernd Scheiff, Präsident des Oberlandesgerichts Köln, unterstrich: „Im Haus des Kinderschutzes geht die Stärkung der Wahrheitsfindung Hand in Hand mit dem Schutz kindlicher Zeuginnen und Zeugen – bei voller Wahrung der Rechte der beschuldigten Person.“
Fachlicher Austausch im Fokus: Fachkonferenz zur Eröffnung
Im Anschluss an die offizielle Eröffnung folgte eine hochrangig besetzte Fachkonferenz mit Vorträgen und einer Podiumsdiskussion.
Auch Katja Dörner, Oberbürgermeisterin der Stadt Bonn, würdigte das neue Zentrum: „Das Haus des Kinderschutzes ist ein Meilenstein für Bonn. Es stärkt unser bestehendes Netz im Kinderschutz und zeigt, wie viel erreicht werden kann, wenn Stadt, Klinikum und Stiftung gemeinsam Verantwortung übernehmen.“
Hintergrund
Laut Bundeskriminalamt wurden im Jahr 2023 bundesweit 16.375 Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern registriert. Die Zahl der unentdeckten Fälle liegt mutmaßlich weit darüber. Besonders Kinder benötigen eine sensible, geschützte Umgebung, wenn sie den Weg durch ein Ermittlungs- oder Strafverfahren gehen müssen.
Das neue Bonner Haus des Kinderschutzes begegnet diesem Bedarf mit einem interdisziplinären Ansatz, räumlicher Nähe zu medizinischen Versorgungsstrukturen und einem klaren Ziel: Kinder und Jugendliche besser zu schützen, ihre Rechte zu stärken und ihnen eine kindgerechte Aufarbeitung des Erlebten zu ermöglichen. Bei sämtlichem Handeln stehen die Kinder im Zentrum und können aktiv Einfluss nehmen.
Bildmaterial:
Bildunterschrift (v. l.): Prof. Rainer Ganschow, Direktor Klinik und Poliklinik für Allgemeine Pädiatrie am UKB; Dr. Bernd Scheiff, Präsident des Oberlandesgerichts Köln; Dr. Wolfgang Onderka, Vorsitz Dr. Axe-Stiftung; Prof. Alexandra Philipsen, kommissarische Ärztliche Direktorin und Klinikdirektorin der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am UKB; Herbert Reul, Innenminister des Landes NRW, und Katja Dörner, Oberbürgermeisterin der Stadt Bonn, bei der feierlichen Eröffnung des Hauses des Kinderschutzes am UKB.
Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn / A. Winkler
Pressekontakt:
Daria Siverina/Jana Schäfer
Stellv. Pressesprecherinnen am Universitätsklinikum Bonn
Stabstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Telefon: (+49) 228 287 – 14416/-19891
E-Mail: daria.siverina@ukbonn.de / jana.schaefer2@ukbonn.de
Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB finden pro Jahr etwa 500.000 Behandlungen von Patient*innen statt, es sind ca. 9.500 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,8 Mrd. Euro. Neben den 3.500 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr 550 Personen in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht in der Focus-Klinikliste auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, hatte in 2023 in der Forschung über 100 Mio. Drittmittel und weist den zweithöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf. Das F.A.Z.-Institut hat das UKB mit Platz 1 unter den Uniklinika in der Kategorie „Deutschlands Ausbildungs-Champions 2024“ ausgezeichnet.