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Neues Konzept zur ambulanten psychiatrischen Versorgung für wohnungslose Menschen in Bonn

UKB und Stadt Bonn schließen Versorgungslücke in der Karl-Finkenburg-Straße

Bonn, 11. November 2025 – In der Einrichtung für wohnungslose Menschen in der Karl-Finkenburg-Straße in Bonn startet ein innovatives Pilotprojekt: Ein interdisziplinäres Team aus ärztlichen und pflegerischen Fachkräften vom Universitätsklinikum Bonn (UKB) bietet künftig eine niedrigschwellige ambulante psychiatrische Versorgung direkt vor Ort an. Ziel ist es, wohnungslosen Menschen mit psychischen Erkrankungen den Zugang zu medizinischer Hilfe zu erleichtern und Krisen frühzeitig abzufangen.

Hoher Bedarf, kaum Zugang zu Behandlung

Rund 120 Bewohnerinnen und Bewohner leben in der Einrichtung in der Karl-Finkenburg-Straße – viele von ihnen ohne festen Wohnsitz und mit erheblichen gesundheitlichen Belastungen. Etwa 90 Prozent leiden unter psychischen oder Suchterkrankungen, doch nur rund zehn Prozent stehen in psychiatrischer Behandlung. Fehlende Krankenkassenanbindung, Scham oder schlechte Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem erschweren den Zugang zu Praxen und Kliniken. „Oft bleibt nur der Notruf: Polizei- und Rettungseinsätze sind hier derzeit rund zweimal pro Woche vor Ort“, erklärt Dr. Henrik Rohner, Leitender Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am UKB und Initiator des Projekts.

Das neue Versorgungskonzept: Hilfe, die zu den Menschen kommt

Das Projekt verfolgt einen aufsuchenden und kontinuierlichen Ansatz:

Ein Team aus einer psychiatrisch qualifizierten Pflegefachperson und einer ärztlichen Fachkraft bietet abwechselnd wöchentliche Sprechstunden von jeweils rund 2,5 Stunden direkt in der Einrichtung an. Dabei werden sowohl medizinische als auch psychosoziale Aspekte berücksichtigt.

Zum Angebot gehören:

  • Ärztliche Diagnostik, medikamentöse Behandlung und Krisenintervention,
  • Pflegerische Betreuung im Rahmen eines Bezugspflegemodells mit Fokus auf Beziehungsaufbau, Psychoedukation und Ressourcenaktivierung,
  • Unterstützung bei der Alltagsbewältigung, Selbstpflege und Nachsorge nach Klinikaufenthalten,
  • Medikamentenausgabe vor Ort sowie Ausstellung von Attesten und Unterstützung bei Anträgen oder Schriftverkehr.

Ziele des Projekts

Das Angebot soll eine kontinuierliche psychiatrische Betreuung ermöglichen, Krisen frühzeitig erkennen und behandeln sowie Notarzt- und Polizeieinsätze deutlich reduzieren. Gleichzeitig sollen psychiatrisch-stationäre Aufnahmen im Sinne eines „Drehtüreffekts“ vermieden und eine stabile soziale Integration gefördert werden. „Mit diesem Konzept schließen wir eine zentrale Versorgungslücke und schaffen echte Teilhabe für eine besonders verletzliche Zielgruppe“, betont Thomas Schneider, Pflegebereichsleiter des Neurozentrums am UKB.

Ein Modellprojekt mit Signalwirkung

Das Projekt zeigt, wie medizinische und pflegerische Kompetenz Hand in Hand gehen können, um gesellschaftlich benachteiligte Menschen besser zu erreichen.

„Ein niedrigschwelliges, interdisziplinäres Versorgungsangebot, das ärztliche und pflegerische Kompetenzen vereint, die Versorgungslücke für wohnungslose Menschen schließt und nachhaltig Stabilität, Gesundheit und Teilhabe verbessern soll“, so Prof. Alexandra Philipsen, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am UKB.

Bildmaterial:

Bildunterschrift (v. l.): Interdisziplinäres Team, das künftig eine niedrigschwellige ambulante psychiatrische Versorgung wohnungsloser Menschen in Bonn anbietet: Laura Kilarski und Martin Strahl vom UKB, Laura Scharfenstein und Markus Gäntgen von der Stadt Bonn, Dr. Henrik Rohner und Thomas Schneider vom UKB.

Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB) / D. Siverina

Pressekontakt:

Daria Siverina
Stellvertretende Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Telefon: (+49) 228 287-14416
E-Mail: daria.siverina@ukbonn.de

Zum Universitätsklinikum Bonn: Als eines der leistungsstärksten Universitätsklinika Deutschlands verbindet das UKB Höchstleistungen in Medizin und Forschung mit exzellenter Lehre. Jährlich werden am UKB über eine halbe Million Patienten ambulant und stationär versorgt. Hier studieren rund 3.500 Menschen Medizin und Zahnmedizin, zudem werden jährlich über 600 Personen in Gesundheitsberufen ausgebildet. Mit rund 9.900 Beschäftigten ist das UKB der drittgrößte Arbeitgeber in der Region Bonn/Rhein-Sieg. In der Focus-Klinikliste belegt das UKB Platz 1 unter den Universitätsklinika in NRW und weist unter den Universitätsklinika bundesweit den zweithöchsten Case-Mix-Index (Fallschweregrad) auf. 2024 konnte das UKB knapp 100 Mio. € an Drittmitteln für Forschung, Entwicklung und Lehre einwerben. Das F.A.Z.-Institut zeichnete das UKB im vierten Jahr in Folge als „Deutschlands Ausbildungs-Champion“ und „Deutschlands begehrtesten Arbeitgeber“ aus. Aktuelle Zahlen finden Sie im Geschäftsbericht unter: geschaeftsbericht.ukbonn.de.

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