MTLA Ausbildung früher und heute
VERFASST VONukbnewsroom

70 Jahre Blut, Urin und Gewebeproben

1951 startete die erste Ausbildung für Medizinisch-technische Assistentinnen am Universitätsklinikum Bonn

Wo kommen Blut, Urin, Haut- und Zellgewebe sowie Röntgen-, Gamma- und ionisierende Strahlen zum Einsatz? Wer jetzt an Splatter- und Scifi-Filme denkt, liegt – falsch! Denn am Universitätsklinikum Bonn (UKB) sind die genannten Dinge Teil der täglichen Arbeit von Medizinisch-technischen Laboratoriums-assistentinnen und -assistenten (MTLA) und Medizinisch-technischen Radiologieassistentinnen und -assistenten (MTRA). Vor 70 Jahren begannen die ersten Auszubildenden dieser Berufe auf dem Venusberg ihren Weg. Seither sind die Berufe mit ihrer Kenntnis im medizinischen Diagnoseablauf nicht mehr wegzudenken.

Begonnen hat alles am 2. Mai 1951 mit einer Ausbildungsklasse von 15 Frauen im Frühjahr und 14 weiteren im Herbst. Die Assistenzanwärterinnen wurden im Rahmen einer zweijährigen Ausbildung damals sowohl in labor- als auch in röntgendiagnostischen Untersuchungsmethoden geschult. Sie entlasteten von Beginn an mit ihrem Können Ärztinnen und Ärzte und trugen wesentlich zur Diagnosestellung und Behandlung bei. Aufgrund der rasanten technischen Entwicklung wurde die Ausbildung 1972 in eine labordiagnostische (MTLA) und eine bildgebende Ausbildung (MTRA) geteilt.

Die MTLA sorgen als Laborspezialistinnen und -spezialisten dafür, dass beispielsweise Zellen in Blutproben gezählt, Gerinnungsfaktoren untersucht oder Immunreaktionen festgestellt werden. In Geweben suchen sie Entartungen, im Speichel oder Urin krankmachende Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten. Außerdem halten sie Antikörperkonzentrationen fest oder weisen DNA nach. Auf Basis dieser Untersuchungsergebnisse bestimmen die Behandelnden geeignete Therapien und Medikamente. Das macht die Arbeit der MTLA nicht nur vielfältig und spannend, sondern auch anspruchsvoll. Medizinischen Technologinnen und Technologen für Radiologie, wie die neue Berufsbezeichnung der MTRA ab 2023 lautet, setzen nicht nur die bildgebende Diagnostik wie das Röntgen, die Computertomografie (CT) und die Magentresonanztomografie (MRT) eigenständig um, sondern sind u. a. auch bei interventionellen Eingriffen und therapeutischen Maßnahmen, z. B. in Angiographie und Strahlentherapie tätig. Sowohl die erworbene Fachkunde im Strahlenschutz als auch der enge Umgang mit häufig schwerkranken Menschen macht die Arbeit der MTRA so verantwortungsvoll und einen einfühlsamen und kompetenten Umgang sehr wichtig.

„Annähernd 70 Prozent aller ärztlichen Entscheidungen gehen auf labordiagnostische und bildgebende Untersuchungen zurück“, führt Alexander Pröbstl, der als Vorstand und Pflegedirektor am UKB auch für die Ausbildungen zuständig ist, aus. „Diesen hohen Stellenwert in der Behandlung spiegeln wir auch in unseren Ausbildungen. Deshalb werden die neuen Erkenntnisse, die aus der Forschung in die Kliniken und die Behandlung einfließen, auch frühzeitig in der Ausbildung gelehrt.“ Entsprechend begehrt seien die UKB-Auszubildenden auf dem Arbeitsmarkt. Mit den Ausbildungsinhalten wurden auch die Vermittlungstechniken am UKB angepasst und vielfältiger. Daher freut sich Pröbstl, dass für die künftigen Auszubildenden bald ein neues Lehrgebäude zur Verfügung steht: „Mit dem neuen Gebäude und den dort vorhandenen High-Tech-Trainingslaboren bieten wir weiterhin die bestmögliche Ausbildung an.“

Seit 1994 sind beide Ausbildungen auf drei Jahre angelegt, um die umfassende Fachkenntnis angemessen vermitteln zu können. Insgesamt 1.761 junge Frauen und Männer haben so die Ausbildung am UKB durchlaufen. Derzeit arbeiten am UKB 105 MTLA und 86 MTRA.

Da MTLA in Laboren, z.B. von Krankenhäusern, bei Fachärztinnen und -ärzten, in Forschungsinstitutionen und Hygieneinstituten ebenso arbeiten können wie in der chemischen und pharmazeutischen Industrie oder aber in Gesundheitsämtern und der Entwicklungszusammenarbeit, sind sie sehr gefragt. Auch MTRA haben diverse Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt und sind bei niedergelassenen Fachärztinnen und -ärzten sowie in Krankenhäusern in den Bereichen Diagnostische Radiologie, Strahlentherapie, Nuklearmedizin, Strahlenphysik, Dosimetrie und Strahlenschutz im Einsatz. Eine von ihnen ist Jessamyn Winter, 22 Jahre, die ihre Ausbildung Ende September 2022 abschließen wird und sehr zufrieden ist: „In diesem Beruf kann ich mein Interesse an der Medizintechnik mit dem an Krankheitsbildern vereinen. Und wenn ich nach einigen Jahren wieder Lust auf eine Weiterbildung habe, kann ich mich noch in Bereichen wie Mikrobiologie oder Virologie spezialisieren und habe weitere Perspektiven.“

Bewerbungsvoraussetzung ist die Fachoberschulreife oder eine gleichwertige Qualifikation. Interessenten am MTRA-Ausbildungsgang können ihre Bewerbung an MTRA.Schule@ukbonn.de senden, MTLA-Bewerbung können zu Händen von Simone Poster unter der Adresse des UKB postalisch eingereicht werden. Bewerbungsfrist ist der 31. März eines jeden Jahres für den Ausbildungsstart am 1. Oktober desselben Jahres.

MTLA Ausbildung früher und heute

Bild oben: Die Tätigkeiten von der historischen Krankenschwester zur*zum hochspezialisierten MTLA und MTRA früher und heute.

Bildnachweis: Deutsches Röntgen Museum(1.v.l.)/Universitätsklinikum Bonn (UKB)

Pressekontakt:
Susanne Wagner
stellv. Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Tel.: 0228 287-19891
E-Mail: susanne.wagner@ukbonn.de

Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr über 400.000 Patienten*innen betreut, es sind über 8.000 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt über 1 Mrd. Euro. Neben den über 3.000 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr über 500 junge Menschen in anderen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den dritthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte 2019 das wirtschaftlich erfolgreichste Jahresergebnis aller 35 deutschen UKs und die einzige positive Jahres-Bilanz der UKs in NRW.

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