Einweihung Doktor-Eva-Glees-Straße

Bonner Medizin setzt Zeichen gegen faschistische Vergangenheit mit Bezügen zur Gegenwart

Bonn, 13. Mai 2022 – Auf dem Campus des Universitätsklinikums Bonn (UKB) fand heute die feierliche Einweihung der Doktor-Eva-Glees-Straße statt. Mit der Straßen-Umbenennung will das UKB zusammen mit der Stadt Bonn ein starkes Zeichen gegen die nationalsozialistische Verfolgung und Diskriminierung setzen, die Dr. Eva Glees in einem dunklen Kapitel der Bonner Medizingeschichte widerfahren ist. Dr. Eva Glees beklagte vor ihrer Flucht aus Deutschland, dass plötzlich in ihrer geliebten Heimat Freunde zu Feinden erklärt wurden – ein aktuelles Thema.

Dr. Eva Maria Glees-Loeb lebte seit ihrer Kindheit im Rheinland und studierte Medizin und Zahnmedizin in Bonn. Aufgrund ihrer jüdischen Wurzeln bereiteten ihr nationalsozialistisch gesinnte Professoren – vor allem während ihrer Promotion im Jahr 1934 – große Probleme. Sie erhielt schließlich kein Doktor-Diplom und emigrierte, enttäuscht von ihrer Heimat, zunächst nach Holland und später zusammen mit ihrem Mann nach Oxford. Erst mehr als 20 lange Jahre später bekam Dr. Eva Glees in England ihr Doktor-Diplom.

„Der höchsttalentierten und engagierten Bonner Medizinerin Dr. Eva Glees sind als junge Frau aufgrund des Nationalsozialismus große Ungerechtigkeiten zuteilgeworden, die nicht wiedergutzumachen sind“, so Prof. Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKB. „Mit dem heutigen Tag möchten wir Dr. Glees Leistung und ihr Lebenswerk ehren und ein Zeichen setzen gegen das ihr zugefügte Leid, auch wenn dies keine Wiedergutmachung sein kann, sagt Prof. Holzgreve.

Zur heutigen feierlichen Umbenennung des südlichen Teils der Karl-Landsteiner-Straße in Doktor-Eva-Glees-Straße war u.a. Professor Anthony Glees, Sohn von Dr. Eva Glees und britischer Zeithistoriker, Politologe und Leiter des Center for Security and Intelligence Studies, als Key Note Speaker geladen. „Es ist eine Lehre der Geschichte, dass extreme politische Ideen, die verwirklicht werden, so wie der Nationalsozialismus nach 1933 verwirklicht wurde, aus ganz normalen Bürgern ‚Feinde‘ machen … und das ist, glaube ich nicht nur Teil der persönlichen Geschichte meiner Mutter, sondern auch Teil der Geschichte sehr vieler Anderer in Europa“, erläutert Prof. Glees. Auch sein Bruder Dr. John Glees, Consultant Clinical Oncologist, gestaltete das Programm der Einweihung mit, indem er ein interaktives Seminar mit den Studierenden abhielt. Eindrucksvolle Grußworte wurden von der Bürgermeisterin der Stadt Bonn Melanie Grabowy und der Vorsitzenden der Synagogengemeinde Bonn entrichtet.

Auf der sehr gut besuchten Veranstaltung auf dem Venusberg-Campus des UKB spielten Musiker der Beethoven Academy Werke des jüdischen Komponisten Jacques Rensburg zu Ehren von Dr. Eva Glees. Prof. Heinz Schott, der ehemalige Direktor des Medizinhistorischen Instituts am UKB hielt ein Referat über „Das Universitätsklinikum Bonn in Zeiten des Nationalsozialismus“.

Auf Antrag engagierter Bonner Mediziner hin hatte der Rat der Stadt Bonn der Straßenumbenennung 2018 zugestimmt. „Das UKB sieht darin einen Beitrag, das Vergessen eines dunklen Teils der universitären Bonner Medizingeschichte zu verhindern“, fasst Prof. Holzgreve zusammen.

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Viola Röser
Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
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Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr über 400.000 Patient*innen betreut, es sind 8.300 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,3 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr rund 600 junge Menschen in anderen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den vierthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte 2020 als einziges der 35 deutschen Universitätsklinika einen Leistungszuwachs und die einzige positive Jahresbilanz aller Universitätsklinika in NRW.