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Hilfe, wenn der Muskel verkrampft

23.03.2023, ab 18 Uhr

Patientenkolloquium des Universitätsklinikums Bonn rund um Symptome und Therapie der Dystonie

Bonn, 16. März – Im Rahmen des regelmäßig stattfindenden Patientenkolloquiums „Uni-Medizin für Sie – Mitten im Leben“ lädt das Universitätsklinikum Bonn (UKB) in Kooperation mit dem General-Anzeiger Bonn zu einem Informationsabend ein. Unter dem Motto „Symptome und Therapie der Dystonie – von Brueghel bis Botox“ geben Vorträge einen Überblick rund um das Krankheitsbild Dystonie. Die kostenlose Veranstaltung findet am Donnerstag, 23. März, ab 18 Uhr als Präsenz-Veranstaltung im Hörsaal des Biomedizinischen Zentrums (BMZ) I, Gebäude B 13, statt. Gleichzeitig ist eine Teilnahme online per Zoom möglich.

Schmerzhafte, unwillkürliche Verkrampfungen von Muskeln: Bei der neurologischen Bewegungsstörung Dystonie empfinden Betroffene vom Gehirn ausgehende, unkontrollierbare Kontraktionen der Skelettmuskeln. Dies äußert sich in ständigen Bewegungen oder in einer falschen Körperhaltung und vor allem in Schmerzen. „Symptome wie ein nicht aufhörendes Blinzeln, undeutliches Sprechen oder ein verdrehter Nacken können zu einer Stigmatisierung führen. Manche Betroffene entwickeln Angststörungen und Depressionen, sagt Privatdozent Dr. Pawel Tacik, Oberarzt der Neurologie an der Klinik für Neurodegenerative Erkrankungen des UKB. Die Ursache von Dystonien ist in den allermeisten Fällen unklar. Man vermutet hier eine Funktionsstörung des Steuerungsapparates für Bewegungen im Gehirn. Dabei können seine Bestandteile, die eine Art des Verbundsystems im Gehirn bilden, miteinander schlecht oder nicht kommunizieren. Bei angeborenen Formen der Dystonie kann ein Gendefekt vorliegen. Die häufigste angeborene Form ist DYT1, die von Hermann Oppenheim erstmals klinisch beschrieben wurde. Eine sekundäre Dystonie entsteht als Folge einer anderen Erkrankung wie Schlaganfall, Infektionen, Schädel-Hirn-Trauma oder einer Einnahme von bestimmten Arzneimitteln wie z.B. Antipsychotika.

Von Botox bis zur Hirnstimulation

Ist die Muskulatur des ganzen Körpers oder eines Großteils des Körpers von unwillkürlichen Muskelkontraktionen betroffen, spricht man von einer generalisierten Dystonie. Sind in der Regel nur einzelne Muskelgruppen einer Körperregion betroffen handelt es sich um eine fokale Dystonie. Deren Symptome können mit Botulinumtoxin, umgangssprachlich Botox, behandelt werden, das alle drei Monate lokal mit der Spritze injiziert werden muss. Auch eine generalisierte Dystonie mit einem klaren Schwerpunkt kann mit diesem Nervengift therapiert werden. „Wir lokalisieren den betroffenen Muskelbereich mit Ultraschall und reduzieren so die notwendige Menge an Botox. Dadurch verbessern wir das Ergebnis und senken das Risiko von Komplikationen“, sagt Tacik. Handelt es sich um eine generalisierte Dystonie, kommen eher orale Medikamente, die durch den Mund eingenommen werden, zum Einsatz. Einige Patienten sprechen darauf jedoch nicht gut an oder haben starke Nebenwirkungen. Falls konservative Behandlungsoptionen nicht ausreichend sind, kann eine tiefe Hirnstimulation erwogen werden. „Die tiefe Hirnstimulation kann bei allen Formen von Dystonien wirksam sein wobei Patienten mit mobilen Dystonien, die also unter Überbewegungen leiden, besser auf die Operation ansprechen als Patienten mit tonischer Dystonie“, sagt Prof. Dr. Jaroslaw Maciaczyk, Sektionsleiter „Stereotaktische und funktionelle Neurochirurgie“ an der Klinik für Neurochirurgie des UKB.

Im Rahmen der Patientenveranstaltung gehen die beiden Experten neben Einteilung, Symptome und Therapie von Dystonien auch auf die Geschichte dieses Krankheitsbildes ein. So gilt das Jahr 1911 aufgrund einer Reihe denkwürdiger Veröffentlichungen einschließlich derjenigen von Hermann Oppenheim, der in Bonn studierte und promovierte, als ein entscheidendes Jahr. Doch bereits vorher finden sich Anhaltspunkte von Dystonie in Bildern von Künstlern. So bezieht sich das sogenannte Brueghel-Syndrom auf das Gemälde „Der Gähner“, das dem flämischen Maler Pieter Brueghel dem Älteren zugeschrieben wird. Nach den Vorträgen besteht die Gelegenheit, Fragen im Auditorium oder per Zoom an die Referenten zu stellen. Fragen können gerne vorab auch an redaktion@ukbonn.de geschickt werden.

Die Zugangsdaten zu den Online-Vorträgen per Zoom gibt es unter: https://www.ukbnewsroom.de/ukbpatientenkolloquium-2023/

Bildmaterial:

Bildunterschrift: Patientenkolloquium des Universitätsklinikums Bonn am 23. März:

(v. li): Prof. Dr. Jaroslaw Maciaczyk und PD Dr. Pawel Tacik geben einen Überblick rund um Symptome und Therapie der Dystonie.

Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB)

Pressekontakt:

Dr. Inka Väth
stellv. Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Telefon: +49 228 287-10596
E-Mail: inka.vaeth@ukbonn.de


Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr etwa 500.000 Patient*innen betreut, es sind 8.800 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,5 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr weitere 580 Personen in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking sowie in der Focus-Klinikliste auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW und weist den dritthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf.

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