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Infektionen richtig erkennen und behandeln

Weiterbildungsveranstaltung des mre-netz regio rhein-ahr am Universitätsklinikum Bonn

Bonn, 22.September 2022 – Infektionskrankheiten und zunehmende Antibiotikaresistenzen erfordern ein strukturiertes Vorgehen sowohl in der Diagnostik als auch der Therapie. Das bekannte Antibiotic Stewardship, das den rationalen und verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika sicherstellt, ist daher ein wichtiges Instrument in der Infektionsmedizin. Eine notwendige Ergänzung dazu stellt das Diagnostic Stewardship dar, das den Fokus auf eine optimierte Diagnostik legt. Auf der diesjährigen Fortbildungsveranstaltung des mre-netz regio rhein-ahr „Infektionen richtig diagnostizieren und therapieren – Antibiotic & Diagnostic Stewardship“ haben sich namhafte Experten*innen aus den Bereichen des Infektionsschutzes, der Hygiene und Mikrobiologie ausgetauscht, wie man Diagnostik gezielt einsetzt und überflüssige Antibiotikagaben vermeidet.


„Antibiotikaresistenzen fordern jährlich 1,3 Millionen Todesfälle und gehören somit zu den häufigsten Todesursachen weltweit. Nicht ohne Grund hat die WHO das Thema schon vor Jahren in die Top 10 der größten globalen Gesundheitsbedrohungen aufgenommen“, mahnt Prof. Nico T. Mutters, Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit am Universitätsklinikum Bonn (UKB). Dabei können viele Infektionen durch verbesserte Hygiene und Impfungen vermieden werden. Eine weitere wichtige Stütze im Kampf gegen multiresistente Keime ist das Antibiotic Stewardship, ergänzt durch Diagnostic Stewardship. Beides sind unabdingbare Konzepte, die immer noch, auch hierzulande, nicht selbstverständlich sind. Das mre-netz regio rhein-ahr hat sich daher die Aufklärung über den korrekten Antibiotikaeinsatz als einen der Schwerpunkte auf die Tagesordnung gesetzt.

„Diese Fortbildungsveranstaltung hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig der Austausch zwischen den beiden Stewardships ist. Je mehr wir darüber sprechen und unser Wissen teilen, desto höher ist die Akzeptanz der Konzepte bei den niedergelassenen Kolleg*innen, in Pflegeeinrichtungen sowie Kliniken“, sagt Prof. Mutters. Das mre-netz regio rhein-ahr erfüllt hierbei eine zentrale Rolle in der Vernetzung und im Wissenstransfer unter allen Beteiligten.

Antibiotika sind keine Wundermittel, sondern Arzneien mit nicht zu unterschätzenden Nebenwirkungen. Über Antibiotic Stewardship referierte Dr. Anette Friedrichs, Oberärztin an der Klinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und Mitglied der Kommission Antiinfektiva, Resistenz und Therapie am Robert Koch Institut. Richtig eingesetzt können sie Leben retten. Doch jede Anwendung von Antibiotika kann gleichzeitig die Entstehung von Antibiotikaresistenzen bedeuten. Der verantwortungsvolle Umgang mit Antibiotika sollte daher auch den Patient*innen bewusst sein.

Dr. Sophie Schneitler, Oberärztin am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene im Bereich Klinische Infektionsmedizin am Universitätsklinikum des Saarlandes, gab eine Einführung in das Thema Diagnostic Stewardship, denn in der klinischen Praxis sind unnötige oder falsch eingesetzte mikrobiologische Analysen weit verbreitet. Diese führen häufig zu Fehlinterpretationen und ggf. falscher oder überflüssiger Antibiotikagabe. Auch hier gilt: Vor einer guten Therapie kommt eine gründliche Diagnostik.

Wie wichtig zielgerichtete Diagnostik und entsprechend gesteuerte Therapien sind, zeigt ein weiteres hochaktuelles Beispiel. Die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Flüchtlingsbewegung bedeutet eine Herausforderung auch aus gesundheitspolitischer Sicht. In der Ukraine ist Tuberkulose, auch multiresistenter Stämme, wesentlich weiterverbreitet als in Deutschland. PD Dr. Christian Herzmann vom Gesundheitsamt Bad Segeberg erläutert diese Problematik: „Resistente und multiresistente Varianten des Erregers Mycobacterium tuberculosis gefährden die Kontrolle über die Tuberkulose, die bei uns schon beinahe in Vergessenheit geriet. Daher sind alle relevanten Akteure – vom Gesetzgeber über die Gesundheitsämter bis hin zu den Arztpraxen – gefragt, klare und unbürokratische Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sowohl die adäquate Patientenversorgung als auch der Bevölkerungsschutz gewährleistet wird.“

Bildmaterial:
Bildunterschrift: Prof. Nico Mutters, Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit am UKB, Felix Waßer, Mitarbeiter mre-netz regio rhein-ahr, Anna Schwabe, Koordinatorin mre-netz regio rhein-ahr, Prof. Stefan Engelhart, Krankenhaushygieniker am UKB.
Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB)/R. Müller

Pressekontakt:

Daria Siverina
Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Stellv. Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Tel. +49 228 287-14416
E-Mail: daria.siverina@ukbonn.de

Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr etwa 500.000 Patient*innen betreut, es sind 8.800 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,5 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr weitere 580 Frauen und Männer in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den dritthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte in den Corona- Jahren 2020 und 2021 als einziges der 35 deutschen Universitätsklinika einen Leistungszuwachs.

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