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Mit dem Smartphone weltweit gegen Blindheit

EKFS fördert innovatives Gesundheitsprojekt zur Früherkennung der diabetischen Retinopathie in Indien, Bangladesch, Nigeria und Ghana

Bonn, 19. September – Die Diabetische Retinopathie (DR) ist weltweit die häufigste Ursache für Erblindung. Millionen von Menschen drohen in Entwicklungs- und Schwellenländern dadurch eine Seheinschränkung zu erleiden, da es an Möglichkeiten einer frühen Diagnose und Behandlung mangelt. Daher wollen das Universitätsklinikum Bonn (UKB) und die Universität Bonn mit dem bereits 2018 initiierten weltweit erste telemedizinische Smartphone-basierten DR-Screening in Indien, Bangladesch, Nigeria und Ghana eine leicht zugängliche DR-Vorsorge aufbauen. Dazu kooperiert die Augenklinik am UKB mit dem Sankara Eye Foundation India, dem University of Calabar Teaching Hospital in Nigeria, der Organization for Rural Community Development in Bangladesch und der University of Cape Coast in Ghana. Das Projekt ist kürzlich gestartet und läuft drei Jahre. Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung EFKS fördert diese zukunftsweisende digitale Gesundheitslösung mit 450.000 Euro.

Allein in Südindien ist etwa jeder zehnte Mensch an Diabetes erkrankt. Die Betroffenen haben in Folge oft weitere gesundheitliche Einschränkungen, so leiden etwa 30 Prozent an einer so genannten diabetischen Retinopathie (DR). Diese Erkrankung der Netzhaut kann unentdeckt und damit unbehandelt zu Sehbehinderungen und im schlimmsten Fall zu Blindheit führen. Doch Menschen, die in Indien auf dem Land oder in ärmeren Vierteln der Städte leben, haben oft nicht die Möglichkeit, ausreichende ärztliche Versorgung in Anspruch zu nehmen. „Bei DR ist dies besonders problematisch, da die Erkrankung erst in einem späten Stadium Beschwerden verursacht. Holen sich Betroffene erst dann ärztlichen Rat, sind oft bereits bleibende Schäden entstanden“, sagt Privatdozent Dr. Wintergerst. Daher hat der Facharzt der Augenklinik am UKB, der auch an der Universität Bonn forscht, bereits 2018 eines der weltweit ersten etablierten telemedizinischen Smartphone-basierten Screenings diabetischer Retinopathie (DR) in Indien initiiert. Es ist kostengünstig und leicht umsetzbar.

Das aktuelle Projekt zielt darauf ab dieses smartphonegestützte Screening zur DR-Früherkennung in Indien, Bangladesch, Nigeria und Ghana weiter auszubauen. Darüber hinaus wird Microsoft Research India als zusätzlicher Projektpartner in das Konsortium aufgenommen, um die Projekt-eigene KI zur automatischen Erkennung von DR auf den Smartphone-Aufnahmen weiterzuentwickeln und um einen Chatbot zur Patientenaufklärung zu generieren.

Ein Betroffener, eine geschulte Person, ein Smartphone, ein Adapter und eine Linse

„Die Idee ist einfach: Geschulte Mitarbeitende fertigen mit einem Smartphone Fotos der Netzhaut der zu untersuchenden Person an. Fachleute beurteilen anschließend die Bilder aus der Ferne. So erreichen wir auch ländliche Regionen, entlasten Augenärztinnen und Augenärzte und senken Einstiegshürden, weil Smartphones günstig, verfügbar und leicht bedienbar sind“, sagt Wintergerst.

Geplant sind regelmäßige Vorsorgeeinsätze in allen vier Ländern sowie der Ausbau lokaler Anlaufstellen und Strukturen, damit Menschen wohnortnah untersucht und bei Bedarf zur Behandlung überwiesen werden können. Zu diesem Zweck sind 572 mobile Screening-Camps geplant, in denen geschultes Gesundheitspersonal kostengünstige Smartphone-basierte Netzhautuntersuchungen durchführt. Der Ansatz wird durch Telemedizin, KI-gestützte Bildanalyse und eine wissenschaftliche Begleitung zur Bewertung der Skalierbarkeit, Nachhaltigkeit und Effizienz ergänzt. „Wir wollen zeigen, dass durch unseren Ansatz mehr Menschen erreicht und überwiesen werden“, sagt Wintergerst. Dazu schulen sie Teams nach dem „Teach-the-Teachers“-Prinzip und stellen standardisierte Abläufe bereit. Eine Gesundheitsökonomie-Analyse zur Kosteneffizienz ist geplant, um aufzuzeigen, dass sich dieser Ansatz lohnt. „Das ist eine wichtige Grundlage, damit Gesundheitssysteme im Globalen Süden Projekte zum Smartphone-basierten diabetische Retinopathie Screening langfristig in die Regelversorgung übernehmen können“, konstatiert Wintergerst.

Bildmaterial:

Bildunterschrift: Eine Patientin unterzieht sich einer mobilen, smartphone-basierten telemedizinischen DR-Untersuchung.

Bildnachweis Sankara Eye Foundation & Universitätsklinikum Bonn

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