Patientenkolloquium März 2022
VERFASST VONukbnewsroom

Ruhe bewahren in schwierigen Zeiten

Patientenkolloquium des Universitätsklinikums Bonn rund um Resilienz

Bonn, 24. März 2022 – Im Rahmen des regelmäßig stattfindenden Patientenkolloquiums „Uni-Medizin für Sie – Mitten im Leben“ lädt das Universitätsklinikum Bonn (UKB) in Kooperation mit dem General-Anzeiger Bonn zu einem Informationsabend ein. Unter dem Motto „Resilienz – Ruhe bewahren in schwierigen Zeiten“ geben Vorträge einen Überblick rund um Möglichkeiten, die eigenen Ressourcen der psychischen Widerstandskraft zu stärken. Die kostenlose Veranstaltung findet am Donnerstag, 31. März, von 18 Uhr bis 19:30 Uhr online per Zoom statt.

Die Diagnose einer lebensbedrohlichen Erkrankung ist ein schwerer Schlag, der für den Betroffenen das gesamte Weltbild erschüttern kann. Trotzdem scheinen einige Menschen eher in der Lage zu sein, mit einer solchen schwierigen Situation umzugehen. „Resilienz bedeutet aber nicht immer, in dieser Krise aktiv zu handeln, sondern kann auch in der Kraft zum Aushalten liegen. Resilienz ist damit eine wichtige Ressource, die Menschen helfen kann, auch schwerste gesundheitliche Krisen zu überstehen“, sagt Prof. Dr. Lukas Radbruch, Direktor der Klinik für Palliativmedizin am UKB. „In der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Forschungsgruppe ‘Resilienz in Religion und Spiritualität’ der Universität Bonn untersuchen wir deshalb Möglichkeiten, Resilienz bei Betroffenen und Angehörigen zu fördern. Dieses kann zum Beispiel in der Besinnung auf die eigene Lebensgeschichte liegen. In der Klinik für Palliativmedizin bieten wir verschiedene Möglichkeiten hierzu an.“

Bedeutung von Resilienz in der Zeit von Corona

„Aushalten in schwierigen Zeiten“ ist aber in der Corona-Pandemie mit einer neuen Bedeutung versehen worden. Die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und im Gesundheitswesen lag in der ersten Phase vor allem auf der intensivmedizinischen Versorgung. Doch die Einschränkungen durch die Schutz- und Hygienemaßnahmen führte gerade bei alten Menschen in Pflegeeinrichtungen sowie bei den schwerstkranken und sterbenden Menschen in Krankenhäusern oder zuhause nicht nur zu einer sozialen Isolation, sondern oft auch zu einem einsamen Sterben. Den Angehörigen war die Möglichkeit zu einem Abschied verwehrt. „Die sozialen und spirituellen Belastungen durch die Vereinsamung sind für die Betroffenen und ihre Angehörigen enorm hoch. Deshalb ist es bei dieser wie bei zukünftigen Pandemien von hoher Bedeutung, diese Belastungen zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zur Linderung vorzusehen. So wurde zum Beispiel in den Palliativstationen in Deutschland auch in den Lockdown-Phasen den Angehörigen ermöglicht, sterbende Familienmitglieder zu begleiten“, sagt Prof. Radbruch.

Gemeinschaft, Kultur und Kunst als Quelle für Resilienz

„Die Pandemie hat uns deutlich gezeigt, welche wertvollen Kraftquellen in den Künsten liegen. So waren die Balkonkonzerte 2020 in der ersten Zeit der Pandemie ein deutliches Zeichen der Resilienz und Verbundenheit unter den Menschen“, sagt Prof. Dr. Sabine Koch, Leiterin des Forschungsinstituts für Künstlerische Therapien der Alanus Hochschule in Alfter. Die Künstlerischen Therapien nutzen seit langem diese Kraftquellen in der Arbeit mit besonders vulnerablen Patientengruppen als Ausdrucks- und Heilmittel, und werden von der WHO zur Stärkung von Gesundheit und Befindlichkeit empfohlen. Beispiele sind Musiktherapie mit Demenzpatienten, Tanztherapie bei Depression, Kunsttherapie in der Onkologie und bei Palliativpatienten. „Wir begleiten derzeit wissenschaftlich unter anderem eine Studie zur Stärkung der Resilienz von Kindern von drei bis elf Jahren, die durch die Flut im Kreis Ahrtal und Euskirchen betroffen sind, durch Theatertherapie-Workshops“, sagt Prof. Koch.

Der Kultursoziologe Prof. Dr. Clemens Albrecht am Institut für politische Wissenschaft und Soziologie der Universität Bonn weist auf zwei wesentliche Faktoren hin, welche die Fähigkeit mit schwierigen Lebenssituationen umzugehen verbessern können. Gemeinschaften wie Familie, Freunde und Partnerschaften, die diese Krisen mittragen, wirken unterstützend. „Essentiell ist auch eine sinnhafte Deutung der Lage, die es ermöglicht, Vergangenheit und Zukunft der eigenen Lebensgeschichte mit dem Geschehen zu verbinden, dem man unterliegt“, sagt Prof. Albrecht. Nach den Vorträgen besteht die Gelegenheit, Fragen per Zoom an die Referenten zu stellen. Fragen können gerne vorab auch an redaktion@ukbonn.de geschickt werden.

Die Zugangsdaten zu den Online-Vorträgen per Zoom gibt es unter:
https://www.ukbnewsroom.de/ukbpatientenkolloquium-2022/

Bild oben: Patientenkolloquium des Universitätsklinikums Bonn am 31. März:
(v. li.) Palliativmediziner Prof. Lukas Radbruch, Kunsttherapeutin Prof. Sabine Koch und Kultursoziologe Prof. Clemens Albrecht geben einen Überblick rund um Resilienz in schwierigen Lebenssituationen.

Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB)

Pressekontakt:
Dr. Inka Väth
Medizin-Redakteurin
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Telefon: +49 228 287-10596
E-Mail: inka.vaeth@ukbonn.de

Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr über 400.000 Patient*innen betreut, es sind 8.300 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,3 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr rund 600 junge Menschen in anderen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den vierthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte 2020 als einziges der 35 deutschen Universitätsklinika einen Leistungszuwachs und die einzige positive Jahresbilanz aller Universitätsklinika in NRW.

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