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Stammzellen in der perinatalen Medizin und anderen Bereichen

Was können sie leisten und wo steht die Wissenschaft – diesen Fragen ging das Symposium der „Stiftung für das behinderte Kind“ in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Bonn nach

Bonn, 22. Mai 2022 – Vergleichsweise kurz ist die bisherige Geschichte der Stammzellenforschung, aber doch durch große wissenschaftliche Fortschritte gekennzeichnet. Ende der 70er Jahre wurden erstmals transplantierbare Stammzellen im menschlichen Nabelschnurblut entdeckt, in den 80er Jahren wurden embryonale Stammzellen der Maus isoliert und im Labor gezüchtet. 1997 wurde das Schaf Dolly als erster künstlicher Tierklon berühmt, und ab 1998 wurden menschliche embryonale Stammzellen isoliert und im Labor gezüchtet. Das Konzept der regenerativen Medizin sah vor, geschädigtes oder nicht ausreichend entwickeltes Gewebe durch Stammzellen zu ersetzen, was jedoch ethische sowie rechtliche Diskussionen über die Verwendung embryonaler Stammzellen nach sich zog.

Im Jahr 2006 fand ein entscheidender Schritt statt, Nobelpreis-gewürdigt: Der Japaner Shinya Yamanaka reprogrammierte mit seinem Team gewöhnliche adulte Zellen durch das Einfügen von vier Schlüsselgenen und bildete damit sogenannte „induzierte pluripotente (iPS) Stammzellen“. Heißt: Es wurde bewiesen, dass sich ausgereifte Körperzellen durchaus in ähnliche „Alleskönner“ verwandeln lassen, wie es embryonale Stammzellen sind. Auch noch in der perinatalen Periode enthalten viele Gewebe Stammzellen, die ebenfalls für Zelltherapien in Frage kommen.

Im Zentrum des am 21. Mai vom Universitätsklinikum Bonn ausgerichteten Symposiums der „Stiftung für das behinderte Kind“ stand das therapeutische Potential verschiedener Stammzelltypen. Die Beiträge reichten von der Grundlagenforschung an pluripotenten Stammzellen über Perinatalmedizin, Neurowissenschaften, Kardiologie und Onkologie bis zur rechtlichen Einordung der Forschung an embryonalen Stammzellen.

Prof. Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Bonn sowie Vorsitzender der „Stiftung für das Kind mit Handycap“ und Organisator des Symposiums verwies auf das große Potential von Stammzellen in der Perinatalmedizin. „Frühgeborene Babys mit einem hohen Risiko, eine bronchopulmonale Dysplasie zu entwickeln, können etwa von der Verwendung von Stammzellen profitieren. Zudem gibt es Ansätze für eine pränatale Therapie mit Stammzellen zur Behandlung genetischer Krankheiten beim Fötus“.

Die hochaktuellen Symposiumsbeiträge verdeutlichten einmal mehr die enorme Dynamik der Stammzellforschung. „Im Moment treffen gerade mehrere hochattraktive Technologien im Stammzellfeld zusammen und schaffen ungeheures Synergiepotential. Das reicht von der Zellprogrammierung über die Genschere bis hin zur Selbstorganisation von Stammzellen zu Organoiden“, so Prof. Oliver Brüstle, Direktor des Instituts für Rekonstruktive Neurobiologie am Universitätsklinikum Bonn.

„Das UKB verfügt über exzellente Bereiche sowohl in der grundlagennahen als auch in der angewandten Stammzellforschung. Eine zentrale Voraussetzung, um Entwicklungen aus dem Stammzelllabor in die klinische Anwendung zu überführen“, betonte Holzgreve.

Bildmaterial:

Bildunterschrift: Aus pluripotenten Stammzellen programmierte menschliche Nervenzellen in verschiedenen Reifestadien.
Bildnachweis: Prof. Brüstle, Institut für Rekonstruktive Neurobiologie, Universitätsklinikum Bonn.
Bildunterschrift: Aus pluripotenten Stammzellen programmierte menschliche Nervenzellen in verschiedenen Reifestadien.
Bildnachweis: Prof. Brüstle, Institut für Rekonstruktive Neurobiologie, Universitätsklinikum Bonn.

Pressekontakt:

Dr. Verena Henn
Stellv. Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Tel.: 0228 287-19891
E-Mail: verena.henn@ukbonn.de

Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr über 400.000 Patient*innen betreut, es sind 8.300 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,3 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr rund 600 junge Menschen in anderen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den vierthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte 2020 als einziges der 35 deutschen Universitätsklinika einen Leistungszuwachs und die einzige positive Jahresbilanz aller Universitätsklinika in NRW.

Das Centrum für Integrierte Onkologie – CIO Bonn ist das interdisziplinäre Krebszentrum des Universitätsklinikums Bonn. Unter seinem Dach arbeiten alle Kliniken und Institute am Universitätsklinikum zusammen, die sich mit der Diagnose, Behandlung und Erforschung aller bösartigen Erkrankungen befassen. Das CIO Bonn gehört zum bundesweiten Netzwerk ausgewählter Onkologischer Spitzenzentren der Deutschen Krebshilfe. Vor kurzem wurde aus dem seit 2007 bestehenden CIO Köln Bonn mit den universitären Krebszentren aus Aachen, Köln und Düsseldorf das „Centrum für Integrierte Onkologie – CIO Aachen Bonn Köln Düsseldorf“ gegründet. Gemeinsam gestaltet dieser Verbund die Krebsmedizin für rund 11 Millionen Menschen.

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