Prof. Maciaczyk und Dr. Bogs
VERFASST VONUKB NewsRoom

Weltkopfschmerztag 2025: Etwa jeder zweite leidet mindestens einmal pro Jahr an Kopfschmerzen

Was hilft, erklären Dr. Christopher Bogs und Prof. Jaroslaw Maciaczyk vom UKB

Bonn, 04. September 2025 – Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen weltweit. Etwa jeder Zweite erlebt sie mindestens einmal pro Jahr, Migräne betrifft rund 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung. Zum Weltkopfschmerztag, der jährlich am 5. September stattfindet, erklären Dr. Christopher Bogs, Leiter der Kopfschmerzambulanz der Klinik für Vaskuläre Neurologie des Universitätsklinikums Bonn (UKB), und Prof. Jaroslaw Maciaczyk, Leiter der Sektion Stereotaxie und funktionelle Neurochirurgie an der Klinik für Neurochirurgie des UKB, warum Kopfschmerzen so weit verbreitet sind, welche Arten es gibt und welche modernen Behandlungs- und Forschungsansätze Hoffnung machen.

Warum sind Kopfschmerzen so weit verbreitet?

Dr. Bogs: „Etwa jeder Zweite leidet mindestens einmal im Jahr an Kopfschmerzen, Migräne betrifft rund 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung. Das Gehirn selbst empfindet keinen Schmerz, aber Strukturen wie Blutgefäße, Nerven und Hirnhäute sind sehr empfindlich. Außerdem gibt es im Hirnstamm sogenannte Schmerzgeneratoren, die besonders bei Migräne eine zentrale Rolle spielen. Verstärkt wird das Ganze durch unsere moderne Lebensweise: viel Bildschirmarbeit, Schlafmangel und Bewegungsmangel.“

Welche Arten von Kopfschmerzen gibt es?

Prof. Maciaczyk: „Wir unterscheiden primäre Kopfschmerzen, also eigenständige Erkrankungen, und sekundäre Kopfschmerzen, die Symptom einer anderen Ursache sind. Typische primäre Kopfschmerzen sind Spannungskopfschmerzen, die dumpf-drückend und beidseitig auftreten und häufig durch Stress oder Muskelverspannungen ausgelöst werden. Migräne zeigt sich pulsierend, oft einseitig und wird begleitet von Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit. Clusterkopfschmerz ist extrem stark, einseitig um Auge und Schläfe lokalisiert und tritt in Serien auf. Sekundäre Kopfschmerzen hingegen können bei Infekten, Bluthochdruck, Kopfverletzungen oder als Nebenwirkung von Medikamenten entstehen.“

Was sind die häufigsten Ursachen im Alltag?

Dr. Bogs: „Die Ursachen sind sehr vielfältig. Bei Migräne spielt häufig eine genetische Veranlagung eine Rolle, hinzu kommen Auslöser wie unregelmäßiger Schlaf, Flüssigkeitsmangel oder Stress. Bei Spannungskopfschmerzen stehen muskuläre Faktoren im Vordergrund – etwa Fehlhaltungen am Arbeitsplatz oder mangelnde Bewegung. Wir sehen zudem, dass digitale Belastungen wie lange Bildschirmzeiten ein zunehmend relevanter Trigger sind.“

Wann sollte man ärztliche Hilfe suchen?

Prof. Maciaczyk: „Immer dann, wenn Kopfschmerzen plötzlich und sehr stark auftreten – wir sprechen dann vom Donnerschlagkopfschmerz. Auch wenn sie neu oder ungewöhnlich sind oder mit Fieber, Nackensteife, Sehstörungen oder Bewusstseinsveränderungen einhergehen. Ebenso nach Kopfverletzungen oder wenn sie trotz Selbstmedikation häufiger und stärker werden.“

Welche vorbeugenden Maßnahmen helfen im Alltag?

Dr. Bogs: „Prävention ist entscheidend: ausreichend trinken, regelmäßiger und erholsamer Schlaf, Pausen bei Bildschirmarbeit, Bewegung und frische Luft. Stressabbau mit Yoga oder Entspannungstechniken hilft ebenfalls. Wichtig ist auch, persönliche Auslöser zu kennen und zu meiden.“

Wie sieht die moderne Behandlung aus?

Prof. Maciaczyk: „Wir unterscheiden Akuttherapie und Prophylaxe. Bei akuten Anfällen helfen klassische Schmerzmittel oder – bei Migräne – spezielle Substanzen wie Triptane. Bei häufigen Attacken setzen wir vorbeugende Maßnahmen ein, medikamentös etwa Betablocker oder Antikörper gegen CGRP, aber auch nicht-medikamentöse Verfahren wie Biofeedback oder Entspannungstraining. Wichtig ist, dass die Behandlung individuell zugeschnitten wird – ein Kopfschmerztagebuch kann dabei helfen, Muster zu erkennen und die Therapie optimal anzupassen.“

Welche neuen Entwicklungen gibt es in der Kopfschmerzforschung?

Dr. Bogs: „Besonders im Bereich Migräne sehen wir große Fortschritte. CGRP-gerichtete Therapien, wie Antikörper und Gepante, haben sich als wirksame Standardtherapie etabliert. Darüber hinaus werden neue Zielstrukturen wie das Neuropeptid PACAP erforscht, die neue Angriffspunkte für Medikamente bieten könnten. Spannend ist auch die künstliche Intelligenz: Mit Daten zu Schlaf und Physiologie lassen sich Migräneattacken immer besser vorhersagen, was eine frühzeitige, gezielte Behandlung ermöglicht. Ein weiterer Ansatz ist die Neuromodulation: minimal-invasive Stimulationstechniken, die bestimmte Nerven beeinflussen und so Kopfschmerzattacken lindern können – besonders wertvoll für Patientinnen und Patienten, die Medikamente schlecht vertragen. Langfristig blicken wir in Richtung personalisiertes Therapiekonzept: Die Kombination aus klinischen Daten, Biomarkern und genetischen Informationen könnte eines Tages maßgeschneiderte Behandlungen ermöglichen. Noch sind wir nicht ganz dort, aber die Richtung ist klar.“

Weitere Informationen gibt es am 8. Oktober von 17:00 bis 19:30 Uhr bei der Patientenveranstaltung „Kopf hoch! Moderne, interdisziplinäre Behandlungsmethoden bei chronischen Kopf- und Gesichtsschmerzen“. Die Experten laden Interessierte in den Seminarraum Epileptologie, Gebäude C83 am UKB, ein oder zur Teilnahme über Zoom: https://eu01web.zoom.us/j/64128510609?pwd=UavUMDmxJNaDHqXM2a3tNgSnHrJiT3.1

Bildmaterial:

Prof. Maciaczyk und Dr. Bogs

Bildunterschrift: (v.l.) Prof. Maciaczyk und Dr. Bogs erklären zum Weltkopfschmerztag, was gegen die Krankheit hilft und ab wann man zum Arzt sollte.

Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB) / R. Müller

Pressekontakt:
Jana Schäfer
Stellvertretende Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Telefon: (+49) 228 287-19891
E-Mail: jana.schaefer2@ukbonn.de

Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB finden pro Jahr etwa 550.000 Behandlungen von Patient*innen statt, es sind ca. 9.900 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,8 Mrd. Euro. Neben den 3.500 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr über 600 Personen in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht in der Focus-Klinikliste auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, konnte in 2024 knapp 100 Mio. Drittmittel für Forschung, Entwicklung und Lehre einwerben und weist den zweithöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) der Universitätsklinika in Deutschland auf. Das F.A.Z.-Institut hat das UKB zum vierten Mal in Folge in den Kategorien „Deutschlands Ausbildungs-Champions“ und „Deutschlands begehrteste Arbeitgeber“ ausgezeichnet.

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