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eWHORM-Projekt zur Eliminierung von Wurminfektionen in Subsahara-Afrika wird vom Universitätsklinikum Bonn koordiniert

Afrikanische und europäische Partner bündeln ihre Kräfte, um den „Fahrplan für vernachlässigte Tropenkrankheiten“ (NTDs) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) umzusetzen und durch Wurminfektionen verursachte Krankheiten zu verringern

Bonn, 7. April 2023 – Von Wurminfektionen (Helminthosen) sind weltweit etwa 1,5 Milliarden Menschen betroffen. Damit gehören sie zu den häufigsten Infektionen beim Menschen. Parasitäre Würmer (Helminthen) werden häufig durch Insektenstiche oder kontaminierte Erde in Gebieten mit begrenztem Zugang zu sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen und medizinischer Versorgung übertragen. Die Infektionen können chronische Gesundheitsprobleme verursachen, wie z. B. lymphatische Filariose, Onchozerkose (Flussblindheit), Loiasis (afrikanischer Augenwurm), Mansonellose und Trichuriasis (Peitschenwurminfektion).

Zur Bekämpfung der verschiedenen bodenübertragenen Helminthen (soil-transmitted helminths) und der Fadenwürmer (Filarien) wird ein neues multidisziplinäres Konsortium aus Forschungsinstituten, Universitätsklinika, Universitäten und gemeinnützigen Organisationen in Subsahara-Afrika (SSA) und Europa, koordiniert vom Universitätsklinikum Bonn (UKB) in Deutschland, zusammenarbeiten, um eine neue Plattform für adaptive klinische Studien einzurichten und die klinische Forschungsinfrastruktur in mehreren SSA-Ländern zu verbessern. Während jeder Partner sein einzigartiges Know-how und seine bereichernden Erfahrungen einbringt, um die Ziele des Projekts zu erreichen, wird eine starke Vertretung aus dem globalen Süden die eWHORM-Aktivitäten voranbringen. eWHORM wird mit 7,9 Millionen Euro aus der Europäischen Union im Rahmen des Programms „European and Developing Countries Clinical Trials Partnership (EDCTP3)“ und mit zusätzlichen 3,4 Mio. EUR von der Schweizer Regierung über die nächsten fünf Jahre finanziert.

Erreichen der ambitionierten Ziele der WHO

Trotz erheblicher Fortschritte bei der Prävention und Bekämpfung von Helminthosen haben sich viele der vorhandenen Medikamente in Bezug auf Wirksamkeit, Behandlungsdauer und Sicherheit als problematisch erwiesen. Hinzu kommt, dass die chronisch unzureichenden Investitionen in das Gesundheitswesen in Entwicklungsländern zu einer schlechten Infrastruktur und unzureichend ausgebildetem technischen Personal führen.

Das eWHORM-Projekt zielt darauf ab, diese Probleme durch die Entwicklung und Erprobung wirksamerer und sicherer Behandlungsoptionen, die bei verschiedenen Helminthenarten wirken, anzugehen. Im Rahmen des Projekts wird außerdem medizinisches Fachpersonal ausgebildet, um die Diagnose verschiedener Krankheiten in vier endemischen Ländern zu ermöglichen, dazu gehören: die Demokratischen Republik Kongo, die Gabunische Republik, die Republik Kamerun und die Vereinigte Republik Tansania.

Dieses Projekt soll dazu beitragen, zwei dringende Ziele der WHO zu erreichen: (1) die Eliminierung von Filarien- und STH-Infektionen und (2) eine nachhaltige Entwicklung in endemischen Ländern

Antworten auf bestehende und künftige gesundheitliche Herausforderungen

Der Aufbau einer soliden und gerechten Infrastruktur für die klinische Forschung ist von entscheidender Bedeutung für die Nachhaltigkeit der Fortschritte, die durch eWHORM erzielt werden sollen. Zu diesem Zweck werden die Projektpartner den Aufbau von Forschungsnetzwerken, den Wissensaustausch, die Weitergabe von Fähigkeiten und das Bewusstsein für die Gleichstellung der Geschlechter fördern. Nachwuchswissenschaftler in SSA werden dabei durch ein Master- und Doktorandenprogramm, ein Mentorenprogramm und spezielle Webinare zu allen Aspekten der Durchführung klinischer Studien und

Forschung unterstützt. Dies wiederum wird die Wirksamkeit und die Bereitschaft für aktuelle und künftige Gesundheitskrisen steigern und einen gleichberechtigten Zugang zu Behandlung, Pflege und Unterstützung zum Wohle aller Patientinnen und Patienten gewährleisten.

Studie zur Bekämpfung verschiedener vernachlässigter Tropenkrankheiten

Das helminthenabtötende Breitspektrummedikament (Pan-Nematoden-Anthelmintikum) Oxfendazol (OXF) wird seit mehreren Jahrzehnten in der Veterinärmedizin zur sicheren und wirksamen Behandlung verschiedener Helminthen-Arten im Tier eingesetzt. Im Rahmen der jüngsten Initiative zur Entwicklung neuer Anthelmintika „Helminth Elimination Platform“ (HELP) wurde eine feldtaugliche Formulierung des kostengünstigen und einfach herzustellenden Mittels OXF entwickelt und eine Bioverfügbarkeitsstudie am Menschen durchgeführt. Mehrere Partner, die im Rahmen von HELP an der Entwicklung eines überlegenen Pan-Nematoden-Anthelmintikums gearbeitet haben, setzen nun ihre bahnbrechende Forschung in eWHORM fort.

„Unsere Aufgabe in eWHORM besteht darin, die Wirksamkeit von OXF für eine gleichzeitige Evaluierung gegen Onchozerkose, Loiasis, Mansonellose und Trichuriasis zu bewerten. Zu diesem Zweck planen wir eine hochmoderne adaptive Studie im „Basket Design“, mit der OXF gegen mehrere Krankheiten gleichzeitig getestet werden kann. Dies wird uns helfen herauszufinden, ob OXF funktioniert, und dazu beitragen, es dann schneller zu den Patientinnen und Patienten zu bringen“, sagt Projektkoordinator Prof. Marc Hübner vom Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie (IMMIP) am Universitätsklinikum Bonn (UKB).

„Die Initiative Drugs for Neglected Diseases (DNDi) und Dr. Sabine Specht, Leiterin der Abteilung Filarialkrankheiten bei DNDi, haben eine langjährige Erfolgsgeschichte in der Entwicklung und dem Zugang zu wirksamen und erschwinglichen Medikamenten für vernachlässigte Tropenkrankheiten“, fügt Prof. Hübner hinzu. „Zusammen mit einigen der bedeutendsten Forschungs- und Entwicklungspartnern und nationalen Akteuren freuen wir uns darauf, einen Beitrag zu leisten, der einen tiefgreifenden Wandel in der Behandlung und Beseitigung von Helminthenkrankheiten bewirken kann“.

Neben dem UKB, der Universität von Buea, dem Centre de Recherches Médicales de Lambaréné und dem Institut National de Recherche Biomédicale, gehören dem Konsortium auch Expertinnen und Experten des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin, der Medizinischen Universität Wien, des Erasmus University Medical Centers, des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts und der Eurice – European Forschungs- und Projektbüro GmbH an.

Wichtige Fakten:

Vollständiger Name: eWHORM – Ermöglichung der WHORoadmap 2030
Starttermin: 1. April 2023
Laufzeit: 60 Monate
Budget: EUR 7,9 Mio (EU) + 3,4 Mio (Schweiz)
Koordinator: Universitätsklinikum Bonn
Website: https://www.ewhorm.org

Projektpartner:

Österreich

  • Medizinische Universität Wien

Demokratische Republik Kongo

  • Institut National de Recherche Biomédicale

Gabunische Republik

  • Centre de Recherches Médicales de Lambaréné

Deutschland

  • Universitätsklinikum Bonn (UKB)
  • Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
  • Eurice – Europäisches Forschungs- und Projektbüro GmbH

Niederlande

  • Medizinisches Zentrum der Erasmus Universität

Republik Kamerun

  • Universität Buea

Schweiz

  • Initiative „Drugs for Neglected Diseases“ (angegliederte Einrichtung)
  • Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut (Angeschlossene Einrichtung)

Projekt-Koordinator:

Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Professor Dr. Marc Hübner
E-Mail: Marc.Huebner@ukbonn.de 

Projektleitung:

Eurice GmbH
Sam Hoefman
E-Mail: s.hoefman@eurice.eu


Bildmaterial:

Bildunterschrift: Das eWHORM-Projekt zur Eliminierung von Wurminfektionen in Subsahara-Afrika wird vom Universitätsklinikum Bonn koordiniert.
Bildnachweis: Projektleitung eWHORM

Pressekontakt:
Viola Röser
Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Tel. +49 228 287- 10469
E-Mail: viola.roeser@ukbonn.de

Zum Universitätsklinikum Bonn:
Im UKB werden pro Jahr etwa 500.000 Patient*innen betreut, es sind 8.800 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,5 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr weitere 580 Personen in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking sowie in der Focus-Klinikliste auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW und weist den dritthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf.

Englische Version: eWHORM Project Launched to Eliminate Worm Infections in Sub-Saharan Africa is coordinated by the University Hospital Bonn (PDF-Download)

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