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Stressfaktor reguliert Fettleibigkeit

Forscher finden neuen Zusammenhang mit zelleigenem Recyclingprogramm

Bonn, 10. März 2022 – Das Max-Planck-Institut für Psychiatrie und das Universitätsklinikum Bonn konnten erstmals einen Stressfaktor im Gehirn direkt mit dem zelleigenen Recyclingprogramm und Fettleibigkeit in Verbindung bringen. Dies könnte einen vollkommen neuen Ansatz zur Behandlung Stress-induzierter Stoffwechselerkrankungen ermöglichen.

Vom Protein FKBP51 wissen Forscher schon länger, dass es in Zusammenhang mit depressiven Erkrankungen und Angststörungen steht. Es ist an der Regulierung des Stresssystems beteiligt – ist das gestört, können psychische Erkrankungen entstehen. Nun haben die Forscher am Max-Planck-Institut (MPI) für Psychiatrie und des Universitätsklinikums Bonn (UKB) eine neue überraschende Rolle dieses Proteins entdeckt: Es fungiert als molekulares Bindeglied zwischen dem Stress-Regulationssystem und Stoffwechselvorgängen im Körper. Ein zentraler Mechanismus in diesem Zusammenhang ist die Autophagie, die zelluläre Müllabfuhr.

„Autophagie ist das Recyclingprogramm der Zelle, um alte oder beschädigte Proteine zu beseitigen. Es kann dadurch Alterungsprozessen entgegenwirken und – wie wir jetzt zeigen konnten – Fettleibigkeit verringern“, erklärt Nils Gassen, Leiter der Forschungsgruppe Neurohomöostase der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am UKB, einer der Projektleiter. Mathias Schmidt, Projektleiter vom MPI für Psychiatrie, ergänzt: „Dass der Stressfaktor FKBP51 im Gehirn ein Master-Regulator für Autophagie und damit Fettleibigkeit ist, eröffnet eine Reihe von neuen Interventionsmöglichkeiten, von der pharmakologischen Manipulation des FKBP51-Proteins bis hin zu Autophagie-induzierenden Fastenkuren oder Sportprogrammen.“

Stressresilienz für jedermann

Die Möglichkeiten, die die neuen Erkenntnisse eröffnen, sind sehr vielseitig. Gerade in Zeiten einer weltweiten Pandemie wird deutlich, wie stark unkontrollierbarer Stress unsere Psyche und unseren Körper beeinflusst. Dabei kann man Prozesse wie die Autophagie durch einen aktiven Lebensstil und gesunde Ernährung selbst positiv beeinflussen. Gassen und Schmidt planen daher weiterführende Projekte, die konkrete Daten liefern sollen, wie jeder Einzelne seine Autophagie und damit seine individuelle Stressresilienz steigern kann.

Originalveröffentlichung

Titel: Mediobasal hypothalamic FKBP51 acts as a molecular switch linking autophagy to whole-body metabolism

Autoren: Alexander S. Hausl*, Thomas Bajaj*, Lea M. Brix, Max L. Pohlmann, Kathrin Hafner, Meri De Angelis, Joachim Nagler, Frederik Dethloff, Georgia Balsevich, Karl-Werner Schramm, Patrick Giavalisco, Alon Chen, Mathias V. Schmidt+ and Nils C. Gassen+ (* geteilte Erstautorenstelle; + geteilte Letztautorenstelle).

Zeitschrift: Science Advances: https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.abi4797

Weitere Informationen: https://www.psych.mpg.de/2835024/stress-fettleibigkeit-autophagie

Pressekontakt
Mathias Schmidt
Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Psychiatrie
Tel.: 089-30622-519
E-Mail: mschmidt@psych.mpg.de

Anke Schlee
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 089-30622-263
E-Mail: presse@psych.mpg.de

Dr. Nils Gassen
Forschungsgruppenleiter Neurohomöostase der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bonn
Tel: 0228 287-15793
E-Mail: Nils.Gassen@ukbonn.de

Viola Röser
Stellvertr. Pressesprecherin Universitätsklinikum Bonn
Tel: 0228 287-10469
E-Mail: Viola.Roeser@ukbonn.de

Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr über 400.000 Patient*innen betreut, es sind 8.300 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,3 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr rund 600 junge Menschen in anderen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den vierthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte 2020 als einziges der 35 deutschen Universitätsklinika einen Leistungszuwachs und die einzige positive Jahresbilanz aller Universitätsklinika in NRW.

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