Gruppenbild DLR Belastungstudie
VERFASST VONukbnewsroom

Höhenflug für junge Patientinnen und Patienten mit angeborenem Herzfehler

Kinderkardiologie des Universitätsklinikums Bonn kooperiert mit Deutschem Zentrum für Luft- und Raumfahrt

Gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und weiteren Kooperationspartnern führt das Universitätsklinikum Bonn (UKB) ab Februar 2022 eine Hypoxie-Studie durch, die zur Verbesserung der Lebensqualität von Patientinnen und Patienten mit Fontan-Kreislauf (Einkammerherzen) beitragen soll. Die Auswertungen der Untersuchungen sollen u.a. zeigen, wie Herzpatientinnen und -patienten Höhensituationen mit reduzierter Sauerstoffverfügbarkeit, wie bspw. während eines Langstreckenfluges, tolerieren.

Fontan-Patientinnen und -Patienten werden mit nur einer funktionsfähigen Herzkammer geboren. Um die Versorgung von Lungen- und Körperkreislauf durch diese Herzkammer zu ermöglichen, sind mehrfache Operationen notwendig. Dank dieser operativen Lösungen haben betroffene Kinder mittlerweile sehr gute Überlebenschancen – und führen trotzdem oft kein unbeschwertes Leben. Bei sportlichen Aktivitäten können Fontan-Patientinnen und -Patienten oft nicht so gut mithalten und auch Urlaubsreisen müssen entsprechend geplant werden. Höhenaufenthalte, bspw. in den Bergen oder während Flugreisen, können durch die höhenbedingten Veränderungen der Umgebungsluft zum Problem werden. Aus Sorge vor potentiellen Gefahren nehmen die Patientinnen und Patienten daher oft nicht so aktiv am Alltagsleben teil wie gesunde Menschen.

In der Medizin ist bisher nicht ausreichend erforscht, wie sich eine akute Höhenveränderung bei Fontan-Patientinnen und -Patienten auswirkt. Deshalb möchte das UKB gemeinsam mit dem DLR und der Deutschen Sporthochschule Köln, gefördert durch die Stiftung KinderHerz, untersuchen, wie sich das Herz-Kreislaufsystem dieser Patientinnen und Patienten während eines längeren Höhenaufenthaltes verhält. „Das Ziel unserer gemeinsamen Studie ist es, Fontan-Patientinnen und -Patienten mit den daraus resultierenden Erkenntnissen eine freiere und sicherere Gestaltung ihres alltäglichen Lebens und ihrer Freizeit zu ermöglichen. Wir möchten gerade jungen Menschen damit ihre kleinen und großen Träume erfüllen, wie z.B. eine Reise nach Australien machen zu können“, so Dr. Nicole Müller, Studienleitung und Oberärztin der Abteilung Kinderkardiologie am UKB.

Freiwillige Probandinnen und Probanden mit stabiler Fontan-Zirkulation werden sich dafür im nächsten April drei Tage mit Übernachtungen in der luft- und raumfahrtmedizinischen DLR-Forschungsanlage :envihab in Köln aufhalten. Dabei wird eine Höhe von 2.500 m üNN simuliert und der Einfluss von Hypoxie (Sauerstoffmangel) auf verschiedene kardiologische und stoffwechselbedingte Parameter untersucht. Besonders interessant ist für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Sättigungsabfall im Schlaf. Anhand der Studienergebnisse sollen langfristig Empfehlungen zu Höhenaufenthalten und der Belastbarkeit in der Höhe bei Fontan-Patientinnen und -Patienten gegeben werden.

„Wir freuen uns, dass wir diese Studie gemeinsam mit dem UKB, der Deutschen Sporthochschule Köln und der Stiftung KinderHerz durchführen und unsere umfangreiche Expertise im Bereich Schlaf, Herzkreislauf und Muskel in diese spezielle Studie einbringen können“, so Prof. Dr. Jens Tank, wissenschaftlicher Leiter der Studie von Seiten des DLR-Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin. „Es wäre eine großartige Entwicklung für die Medizin und die betroffenen Patientinnen und Patienten, wenn wir mit unseren Untersuchungen zu einem besseren Verständnis und vor allem zu besseren Lebensumständen der Beteiligten beitragen könnten. Der erste Probelauf in unserer Druckkammer in :envihab mit zwei Patientinnen und Patienten verlief vielversprechend und wir sind sehr zuversichtlich, dass die Studie im April 2022 weitere aussagekräftige Daten liefern wird“, so Tank.

Ende Juli 2021 haben Hannah und Christian, zwei junge Fontan-Patienten, bereits an einem Studiendurchlauf teilgenommen. Hierdurch konnten bereits erste Untersuchungsergebnisse erzielt und die Abläufe der einzelnen Untersuchungen optimiert werden.

Zum insgesamt viertägigen Programm gehört ein Eingewöhnungstag zum Kennenlernen des Studienteams und für erste Voruntersuchungen. Während der dreitägigen Hauptstudienphase, bei der eine 24-stündige Höhenatmosphäre erzeugt wird, werden mittels MRT-Untersuchungen (Magnetresonanztomographie), Schlafuntersuchungen und körperlicher Belastungsuntersuchungen, wie Sprungkraftmessungen oder einer Fahrradbelastung, verschiedene Parameter untersucht. Zwischen den Untersuchungen haben die Probandinnen und Probanden dann Zeit für gemeinsame Freizeitaktivitäten mit den durchgehend anwesenden Kinderkardiologinnen und -kardiologen oder können sich in ihre Einzelzimmer zur Erholung zurückziehen.

Die Auswertungen der ersten Untersuchungsergebnisse sind bereits vielversprechend und alle Untersuchungen verliefen komplikationslos.
Für eine aussagekräftige Studienauswertung ist aber eine größere Teilnehmendenzahl mit mindestens 20 weiteren Teilnehmenden in Kleingruppen notwendig. Informationen zu den Teilnahmebedingungen, dem zeitlichen Aufwand und der Aufwandsentschädigung gibt es unter folgendem Link: https://www.ukbnewsroom.de/wp-content/uploads/2021/10/HYPOFON-Flyer-2021.pdf

„Bis Februar 2022 möchten wir interessierte Teilnehmende für die Fortsetzung gewinnen. Die Studie ist eine bunte Mischung aus Anstrengung und Spaß und die Einblicke in das Forschungszentrum

:envihab des DLR, wo sonst Astronauten wie Alexander Gerst oder – ganz aktuell – Matthias Maurer medizinische Tests durchführen, sind einmalig“, sagt Dr. Julian Härtel, Assistenzarzt der Abteilung Kinderkardiologie am UKB, der die Studie gemeinsam mit Dr. Müller leitet.

Bild oben: (v.l.) Prof. Dr. Jens Tank, Leiter Kardiovaskuläre Luft- und Raumfahrtmedizin DLR, Prof. Dr. Johannes Breuer, Direktor des Zentrums für Kinderheilkunde am UKB, Hannah, Teilnehmerin der Vorstudie, Dr. Nicole Müller, Studienleitung und Oberärztin der Abteilung Kinderkardiologie am UKB, Christian, Teilnehmer der Vorstudie und Dr. Julian Härtel, Studienleitung und Assistenzarzt der Abteilung Kinderkardiologie am UKB, bei der Vorstudie in der Forschungsanlage :envihab des DLR-Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin in Köln.

Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB)/J.F. Saba

Pressekontakt:
Viola Röser
Stellv. Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Tel.: +49 228 287-10469
E-Mail: viola.roeser@ukbonn.de

Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr über 400.000 Patient*innen betreut, es sind 8.300 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,3 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr rund 600 junge Menschen in anderen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den vierthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte 2020 als einziges der 35 deutschen UKs einen Leistungszuwachs und die einzige positive Jahresbilanz aller UKs in NRW.

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